27./28.1.2007: Ausführlicher Bericht DM Hallenmehrkampf in Frankfurt-Kalbach

Ausgezeichnete Plazierungen für Zehnkampf-Team-Athleten Johannes Schwuchow und Timo Auer

 

Die ersten Zweige des vor anderthalb Jahren neu formierten Zehnkampf-Teams-plus der LG Nord beginnen zu sprießen: Mit zwei ausgezeichneten Plazierungen - Johannes Schwuchow wurde im Wettbewerb der Männer Dritter und Timo Auer in seinem ersten Jahr A-Jugend Vierter dieser Klasse – und mit 11 Länderpunkten kehrte das Team um die Trainer David Panasiuk und Dariusz Ludwig zurück von den 5. Deutschen Hallen-Mehrkampf-Meister­schaften in Frankfurt-Karbach. Dieser Erfolg war nicht selbstverständlich, denn lange Zeit stand die Teilnahme beider Athleten wegen langanhaltender Verletzungen während der Wintermonate in Frage.

 

Mit 5.112 Punkten setzte Timo eine starke Marke. Glanzleistung waren seine 1,99 m im Hochsprung, mit der er eine persönliche Freiluft-Bestleistung aus dem Vor­jahr nicht nur einstellte, sondern das ansonsten nur auf höflicher Sauna­lautstärke mit­gehende Frankfurter Publikum erstmals an diesem Wettkampftag mitreißen konnte. Sehenswert eben­falls seine 2:52,00 min. auf 1.000 Meter, die er – während das Feld in unglaub­lichem Tempo loslegte - in einer taktischen Glanz­leistung mit nahezu exakten ´34er-Runden absolvierte. Timo hielt sich an die An­weisung von Dariusz Ludwig, war in der Lage, auch die vierte Runde in dieser Zeit zu bestehen, „pflückte“ sich einen nach dem anderen seiner Mitbewerber und ging als zweiter hinter einem Spezialisten durchs Ziel.

 

Anerkennenswert war auch sein Kugelstoß auf 13,84 m, während sich über 60-Meter (7,57 sec.), über die Hürden (8,61 sec.) und im Weitsprung (6,32 m) das fehlende Techniktraining im Dezember schmerzlich bemerkbar machte. Die 4,20 m im Stabhochsprung dürfen dagegen als solide bezeichnet werden.

 

Mit seiner Punktzahl landete Timo in genau dem Bereich, der angesichts seiner Rückenprobleme möglich war. Die zu Anfang der Wintersaison erträumten 100 Punkte mehr liegen unter Unmengen von Rückenpflastern.

 

Um Timos Leistung einzuordnen, seien zwei Zahlen angeführt:

-          Im letzten Jahr 2006 erreichte der beste des jüngeren A-Jugend-Jahrgangs 5.078 Punkte.

-          Und:  Während der Sieger des 7-Kampfes, das Maß aller Dinge im Jugend-Mehrkampf sowie WM-Vierte von 2005, Jan-Felix Knobel, im letzten Jahr noch galaktische 645 Punkte vor Timo lag, betrug dieser Abstand in diesem Jahr zwar immer noch respektable, aber doch sichtbare 398 Punkte. Timo hat Erfahrung mit Aufholjagden: Gegenüber einem früheren langjährigen Berliner Schülermeister holte er innerhalb von zwei Jahren über 1.000 Punkte auf.

 

Timo zeigte sich, was er in Wesel bei den Deutschen Mehrkampfmeisterschaften im August 2006 schon andeutete, sehr nervenstark und „als Sportler gereift“, wie Trainer Panasiuk anmerkte. Besonders bemerkenswert war, wie Timo den Ärger um die Übernahme seiner Fahrtkasten wegsteckte. Nur dank des beherzten Ein­greifens seines neuen Vereins, des TF Tegeler Forst, konnte die Reise in wahrlich letzter Minute gesichert werden.

 

Johannes Schwuchow zurück in der Beletage

Mit einer Punktzahl von 5.478 meldete sich nach zwei durchwachsenen Jahren Johannes Schwuchow eindruckvoll zurück in der Beletage der deutschen Männer­zehnkämpfer. Nachdem die Zehnkampf-Szene schon nicht mehr mit ihm gerechnet hatte, lieferte Johannes einen unbekümmerten Siebenkampf ab und setzte ein deutliches Merkzeichen. Glanzstück war sein 1.000-Meter-Lauf in 2:40,83 min., bei dem er vom Start weg keinen Zweifel an seiner starken Physis ließ. Auch seine erst­mals seit zwei Jahren wieder übersprungenen 2,00 Metern im Hochsprung sowie starke 4,60 m im Stabhochsprung ließen aufhorchen. Mit einer soliden Hürden­zeit (8,39 sec.), einer ebensolchen Leistung über 60 m (7,35 sec.) sowie einer Weit­sprungweite­ von 6,67 m legte Johannes den Grundstein für seine sehr gute Plazierung. Lediglich im Kugelstoß ärgerte er sich über 12,56 m, was Trainer Panasiuk aber als gutes Zeichen wertete, hatte Johannes in den beiden letzten Jahren doch bisweilen eine Spur zuviel Phlegma an den Tag gelegt.

Hoch erfreut und überrascht über Johannes´ Leistung war Bundestrainer Claus Marek, der sich davon einen Motivationsschub für den Berliner Athleten erhoffte. Fazit für Johannes: Eine neue persönliche Bestleistung ist im nächsten Jahr reif, er hat wieder „Lust auf´s Jagen“.

 

Teufelsberg

Apropos Motivation: Diese konnte die Trainingsgruppe mit zurück nach Berlin bringen. Trotz zäher und winterlicher Stunden am Teufelsberg zahlte sich das harte Aufbautraining aus. Es war kein Zufall, daß beide Athleten mit sehr guten 1.000-Meter-Leistungen aufwarten und sich auch in der „elften Disziplin“ des Zehn­kampfes, nämlich dem Durchhalten, beweisen konnten. Immer wieder überrascht, wie selbst sehr gute Athleten während des Wettkampfes Opfer ihrer Nerven (Fehl­starts, „o.g.V.´s“) oder ihrer Verletzungsanfälligkeit werden. Wenn in diesem Sommer das Techniktraining stabil durchgeführt werden kann, sollte einer guten bis sehr guten Freiluftsaison nichts im Wege stehen.

 

Michael Rausch