02./03.07.2005: Deutsche Meisterschaften in Wattenscheid

Deutsche Meisterschaften der Männer und Frauen

Wechselbad der Gefühle im Lorheidestadion – Franek Haschke wird Deutscher Meister der Männer über 1500m – Norbert Löwa zur U23 EM nach Erfurt nominiert – Maren Schulze sprintet in 23,63s wieder Bestzeit!

 

Kontrastreicher hätten die Deutschen Meisterschaften im Wattenscheider Lorheidestadion aus Sicht der LG NORD kaum sein können.

Zwei Tage lang gab es bei guten Äußeren Bedingungen ein ständiges auf und ab der Gefühle für die „Rothemden“.

Den ersten richtigen Dämpfer gab es, als klar wurde, dass der anvisierte Meistertitel in der 3x1000m-Staffel der MJA mit Merlin Rose, Falko Zauber und Johannes Riewe nicht zu Stande kommen würde, weil sich Merlin leider mit einer Erkältung im Bett wiederfand. Um den Start bei der JEM in Kaunas in drei Wochen nicht zu gefährden, war ein Start nicht zu riskieren. Kurzerhand entschloss sich daraufhin Falko aus der Not eine Tugend zu machen und bei den Männern über 1500m auf seiner Spezialstrecke sein Glück zu suchen. Ein durchaus nicht ganz unkritisches Unterfangen, denn zwei Wochen zuvor musste er bei der Juniorengala in Mannheim ebenfalls erkältungsbedingt passen und wurde nur unter Vielerlei Diskussionen für die JEM in Kaunas nominiert.

In einem beherzten Vorlaufrennen lief Falko in 3:47,96min eine neue persönliche Bestzeit unterstrich somit eindrucksvoll die Rechtmäßigkeit seiner Nominierung und strafte damit alle seine Kritiker Lügen.

Den zweiten Dämpfer gab es im Hochsprung der Frauen, hier bestritt Meike Kröger die DM wegen der Vorbereitung auf Kaunas bewusst aus dem vollen Training einer harten Trainingswoche, da sie sich bei den Frauen keine allzu großen Chancen ausrechnen durfte.

So gehen ihre 1,75m bei starkem Gegenwind und der zehnte Platz eigentlich auch vollkommen in Ordnung. Ärgerlich nur, dass alle hochgewetteten Favoritinnen einen rabenschwarzen Tag erwischten und man mit 1,80m schon eine Bronzemedaillen hätte gewinnen können. So leicht wird es so schnell eventuell nicht wieder werden.

 

Über die 4x400m der WJA wuchsen Myriam Raboldt (57,8s), Wenke Bruchmüller (59,6s), Lisa Hinkelmann (58,3s) und Desiree Sehls (58,8s) dann über sich hinaus und senkten ihre Saisonbestmarke gleich um 4,1 Sekunden auf 3:54,92min. Damit kamen sie dem Vereinsrekord von 3:54,74min aus dem Jahr 2000 sehr nahe.

Auf die Freude folgte aber sogleich die Ernüchterung, erstmalig reichte solch eine gute Zeit auf Grund der unheimlich starken Konkurrenz nicht zum Finaleinzug. Als Zehnte verfehlten sie den Endlauf nur um wenige Zehntel Sekunden.

 

Große Freude und Jubel herrschten dagegen beim 3000m Hindernislauf der Männer vor.

In einem mutigen Rennen lief sich Norbert Löwa nach einer bis dato alles andere als rosig verlaufenden Saison frei und konnte als fünfter mit 8:41,47min sogar Bestzeit laufen. Der DLV belohnte sein Engagement in dem er buchstäblich in letzter Sekunde auf den Zug zur U23-EM in Erfurt in zwei Wochen (14-17.7) aufspringen konnte.

 

Außerdem gab es am ersten Tag dann noch jeweils souveränen Vorlaufleistungen von Franek Haschke und Jonas Stifel über 1500m und Moritz Höft über die 800m.

Maren Schulze verzichtete trotz sehr guter Finalchancen dagegen auf einen Vorlauf über die 100m um ihren strapaziertes Mittelfußgewölbe für die 200m nicht unnötig zu reizen.

 

Der zweite Tag begann wie der erste mit einer kleinen Enttäuschung.

Jessica Kolotzei verpasste als neunte mit 51,60m den möglichen Einzug in Diskusfinale der Frauen denkbar knapp. Als Athletin der Jahrgangs 85 ist sie aber wie Meike (Jg. 86) noch sehr jung und hat die Zukunft noch vor sich. Ihr nächstes großes Ziel werden die Juniorinnenmeisterschaften in Rostock am 20/21.8 sein.

 

Zu den tragischen Figuren der Meisterschaften aus Nordsicht avancierten dann leider Moritz Höft und Maren Schulze, die ihre beiden Endläufe vom Zeitplan her innerhalb von einer knappen viertel Stunde bestritten und sich beide auf Grund ihrer Vorläufe und der Platzierung in der aktuellen DLV-Rangliste berechtigte Medaillenhoffnungen machen durften.

 

Moritz lief die 800m couragiert im Schlepptau von Rene Herms, der seine klare Titelverteidigung erfolgreich mit einer zweiten WM-Norm-Erfüllung koppeln konnte.

Auf der Schlussgerade musste Moritz dem hohen Tempo Tribut zollen und wurde im Massenspurt trotz einer guten Zeit von 1:48,73min leider noch auf den unglücklichen vierten Platz verdrängt. Die Läufer zwei bis acht kamen innerhalb einer einzigen Sekunde in einem geschlossen Massenspurt in Ziel. Nur 6/100s weniger hätten Moritz zur Medaille gereicht.

 

Gleiches galt für Maren Schulze, die nach dem Vorlauf als drittschnellste mit 23,83s im Endlauf auf die günstige Bahn 5 gesetzt wurde. In 23,63s lief sie im Endlauf eine neue Bestzeit und natürlich neuen Vereinsrekord, sie steigerte ihre alte Bestmarke von der DLV-Gala in Ulm vor 3 Wochen noch einmal um 7/100s. Dennoch konnte sie sich über die Holzmedaille nicht freuen. Eben jene 6/100s fehlten auch ihr zur Medaille und 3/100s zur Erfüllung der B-Kadernorm. Beides wäre in einem weniger kampfbetonten Rennen ohne weiteres Möglich gewesen. Im Kampf um Platz drei verlor sie dabei leider auch die Ausscheidung um den letzten freien Staffelplätz für die Frauensprintstaffel bei der WM in Helsinki vom 6-18.8. Angesichts der langen Leidens- und Krankheitsgeschichte von Maren muss die neuerliche Steigerung der 200m-Bestzeit aber dennoch als Erfolg und positives Signal für die Zukunft gewertet werden.

 

Auf das Leid folgte aber abermals unbändige Freude, als sich Franek Haschke im 1500m Finale der Männer 250m vor Schluss absetzen konnte und mit 3:40,39min ebenfalls seinen eigenen LG-Rekord weiter verbesserte.

Nach drei Jahren gelang ihm im selben Stadion an alter Wirkungsstätte wiederum der Coup zum Deutschen Meistertitel. Dabei hat das Unternehmen Meisterschaft durchaus seine Tücken. Erst hatte Franek seine Spikes nach dem Vorlauf auf dem Einlaufplatz verbummelt und war nur durch tatkräftiges Suchen aller wieder an das gute Paar Nagelschuhe geraten und dann waren da ja noch eine Menge nicht zu unterschätzender Gegner im Feld.

Franek hatte zwar schon die nationale Europacup-Ausscheidung für Florenz in Ulm zu seinen Gunsten entscheiden können, da hatte aber der vermeintlich stärkste Hauptkonkurrent Wolfram Müller verletzungsbedingt noch gefehlt. Dieser konnte in Wattenscheid Franeks Sieg zu keiner Zeit ernsthaft gefährden. Der Druck kam eher schon aus der eigenen Trainingsgruppe. So zum Beispiel mit Carsten Schlangen vom SV Meppen, der im Schlussspurt überraschend zweiter wurde und seinen Coup von den Hochschulmeisterschaften bestätigte. Carsten trainiert seit einiger Zeit in der Laufgruppe von Professor Wolff mit Franek zusammen und konnte jedoch wegen der Einhaltung der Wechselfristen in diesem Jahr noch nicht zur LG NORD wechseln.

Oder aber auch von Jonas Stifel, der in 3:42,33min ebenfalls zum wiederholten Male in dieser Saison eine sehr gute Zeit im Bestleistungsbereich anbieten konnte, die auf Grund der großen Leistungsdichte des Feldes in diesem Jahr leider sogar nur zum sechsten Platz reichte.

 

Auf Grund der Ummeldung von Falko Zauber war sogar noch ein vierter Läufer der Trainingsgruppe Wolff mit von der Partie. Auch im Endlauf lief Falko als 11ter bei den Männern mit 3:48,07min noch mal ein super Rennen im Bestleistungsbereich.

 

Insgesamt kann das Abschneiden der LG NORD trotz der zum Teil geplatzten Medaillen- und Endkampfträume als sehr gut bezeichnet werden, vor allem der Titel von Franek Haschke überstrahlt alles, da es trotz 11 Medaillen der einzige Einzeltitel dieser Meisterschaft für den Berliner Verband überhaupt war.

Die LG NORD wurde mit 5 Endkampfplatzierungen und 25 Länderkampfpunkten zweitbester Berliner Verein, knapp hinter der LG Nike mit 31 Punkten und das obwohl Leistungsträger und Punktegaranten wie Marius Hanniske und Sebastian Golz im Hochsprung oder Nils Hermann und Benjamin Müske im Drei- und Weitsprung bereits vorher verletzungsbedingt passen mussten.

 

Ergebnisse

Disziplin

Name (Jahrgang)

Leistung

Hochsprung Frauen

Meike Kröger (86)

1,75m 10. Platz

Diskuswurf Frauen<o:p>

Jessica Kolotzei (85)

51,60m 9. Platz

200m Frauen

Maren Schulze (82)

VL 23,83 EL 23,63s (+1,4w) 4. Platz        pBL  und LG-Rekord

4x400m WJA

Raboldt, Bruchmüller, Hinkelmann und Sehls

3;54,92min 10. Platz

800m Männer

Moritz Höft (80)

VL 1:51,44min EL 1:48,73min 4. Platz

1500m Männer

Franek Haschke (80)

VL 3:46,63min EL 3:40,39min 1. Platz      LG-NORD-Rekord

 

Jonas Stifel (80)

VL 3:47,52min EL 3:42,33min 6. Platz

 

Falko Zauber (87)

VL 3:47,96min pBL EL 3:48,07min 11. Platz

Franek Haschke über seinen DM-Sieg im DLV-Newsticker

Sieger 1.500 m in 3:40,39 min

 

Auf 1.500 Meter hat man viel Zeit, zu reagieren. Ich konnte heute von hinten laufen. Die Gegner waren sehr stark, so dass ich alles geben musste. Die Zeit ist in meinem Leistungsniveau, damit kann ich leben. Jetzt laufe ich nur noch in Cuxhaven die 800 Meter, dann ist Saisonschluss.

 

gez. Jan Keil

Titelhoffnungen bei den Deutschen erst auf der Zielgeraden erfüllt

Die Erwartungen im Vorfeld der Deutschen Meisterschaften in der Leichtathletik-Hochburg Wattenscheid waren aus Berliner Sicht recht hoch, da mehrere Titel aus dem Vorjahr in Braunschweig zu verteidigen waren.

Der erste Tag brachte dann aber nur zwei Vizemeisterschaften durch die beiden SCC’er André Höhne im 10.000-m-Bahngehen und Robert Harting im Diskuswurf. Beide hatten im Vorfeld gesundheitliche Malessen und konnten nicht optimal vorbereitet in diese Meisterschaft gehen. Während aber Höhne bereits seine WM-Norm für Helsinki über die 20-km-Gehen in der Tasche hat, fehlt Harting noch die geforderte zweite DLV-Normerfüllung. André Höhne erreichte mit seinem zweiten Platz immerhin eine persönliche Bestleitung von 41:16.33 Minuten. Harting errang seine Vizemeisterschaft mit nur 61,87 Metern, obwohl er ja bereits 66.02 Metern in dieser Saison geworfen hatte. Eine Bronzemedaille sicherte sich die junge Frauke Thrun (Jg. 1983) von der LG Nike Berlin im Dreisprung mit 13.10 Metern.

 

Der zweite Tag der Meisterschaften brachte für Berlin zunächst wieder „nur“ eine Vizemeisterschaft. Urszula Gutowicz-Westhof vom Berliner Sport-Club konnte ihren Vorjahressieg in Braunschweig nicht wiederholen. Mit 6.48 Metern musste sie sich der Vorjahreszweiten Bianca Kappler (LC asics Rehlingen), die im letzten Versuch 6.49 Metern sprang, um einen winzigen Zentimeter letztendlich geschlagen geben.

 

Auch über 400-m-Hürden konnte sich die Titelverteidigerin Anja Neupert von der LG Nike Berlin nicht als Siegerin durchsetzen. Ihre Ex-Vereinskameradin und mehrfache Deutsche Meisterin über 400 Meter, Claudia Marx, machte Neupert einen Strich durch die Meisterschaftshoffnungen und siegte in 56,14 Sekunden vor Anja Neupert, die 56,18 Sekunden erreichte.

 

Im Endlauf der Frauen über 400m starteten auf den ersten drei Bahnen jeweils Läuferinnen der LG Nike Berlin. Nadine Balkow lief auf Bahn drei ein beherztes Rennen, hatte aber auf der Zielgeraden nicht mehr die Kraft, um den zweiten Platz zu kämpfen und sicherte sich mit knappem Vorsprung vor der Viertplatzierten die Bronzemedaille mit 54.17 Sekunden. Den sechsten Platz belegte die erst 20-jährige Julia-Kristin Kunz in 55.31 Sekunden.

 

Über 400m der Männer gab es ebenfalls eine Bronzemedaille für Berlin. Florian Seitz vom OSC Berlin kämpfte sich auf der Zielgerade nach vorne und erreichte in persönlicher Bestzeit 46,36 Sekunden den dritten Platz. Immerhin konnte sein Vereinskamerad Ralf Riester mit 47.02 Sekunden noch den sechsten Platz belegen.

 

Einen erfreulichen vierten Platz sicherte sich Moritz Höft von der LG Nord Berlin über 800m. In einem Rennen, dass René Herms aus Pirna in einem Alleingang mit WM-Norm in 1:45.39 diktierte, sprintete Höft im Schlussspurt in 1:48.73 Sekunden auf Rang vier. Seine Vereinskameradin Maren Schulze belegte in einem überaus schnellen Rennen über 200m ebenfalls den vierten Platz in persönlicher Bestzeit von 23.63 Sekunden.

 

Eine weitere Vizemeisterschaft sicherte sich Manuel Nau vom SCC Berlin im Speerwurf. Im 5. Durchgang wuchtete er den Speer auf gute 78.95 Meter und konnte im sechsten Versuch von seinen Mitkonkurrenten vom zweiten Platz nicht mehr verdrängt werden.

 

Endlich der ersehnte Meistertitel für Berlin. Kurz vor Toresschluss des zweiten Meisterschaftstages konnte Franek Haschke von der LG Nord Berlin über 1.500m die Titelhoffnungen der Berliner Leichtathletik erfüllen. Mit 3:40.39 Minuten war Haschke im Schlussspurt deutlich überlegen, blieb aber von der WM-Norm (3:36.20) doch ein weites Stück entfernt.

 

Den zweiten Titel für Berlin gab es dann im vorletzten Wettbewerb des Tages. Der Titelverteidiger LG Nike Berlin wurde seiner Favoritenrolle gerecht und siegte in der 4x400-m-Staffel. Katarina Gröb, Anja Neupert, Julia-Kristin Kunz und Schlussläuferin Nadine Balkow liefen mit 3:37.28 Minuten einen deutlichen Sieg heraus und bestätigten die Berliner Dominanz im Langsprint durch die Frauen der LG Nike.

 

Schlusspunkt bildet bei jeder Deutschen Meisterschaft die 4x400-m-Staffel der Männer. Hier sicherte sich der OSC Berlin mit den Läufern Sven Buggel, Florian Seitz, Christian Hoch und Ralf Riester hinter Titelverteidiger LG Eintracht Frankfurt die Vizemeisterschaft in 3:09.78 Minuten.

 

Mit zwei goldenen, sechs silbernen und drei Bronzemedaillen sowie zahlreichen weiteren  Platzierungen kann nach Einschätzung des Sportwarts Jan-Gerrit Keil die Berliner Leichtathletik durchaus zufrieden sein, auch wenn einige Medaillenträume nicht in Erfüllung gingen.

 

gez. Bernd Kunze