Niels Michalk Deutscher Meister über die 50 KM

Erstellt von Niels Michalk | |   LG NORD

Bottrop, 07.11.21

Bei den Deutschen Meisterschaften über 50km am 07.11.2021 hat das Ultrateam der LG NORD Berlin wieder einmal seine Vielfältigkeit gezeigt: Sieben Teammitglieder sind ins Ruhrgebiet gereist und haben alle Leistungsklassen abgedeckt. Wir haben um Medaillen gekämpft und dabei die Freude am Laufen erlebt und weitergegeben. Bei schönem Herbstwetter mit rund 10 Grad, leichtem Wind und einem bedeckten Himmel gingen 5 Nordler um 9 Uhr auf die 25km Strecke, die zweimal zu durchlaufen war.

Als Favoriten waren jeweils Niels Michalk und Almut Dreßler-Ahlburg angekündigt. Beide gingen selbstbewusst ihr Rennen an, das am ehemaligen Bergwerk Haniel mit der gleichnamigen, angrenzenden Halde gestartet wurde. Bei beiden kam es zu überraschenden Rennverläufen. Almut wollte ihren Titel aus dem Jahr 2019 verteidigen. Sie kam anfänglich sehr gut ins Rennen und lag nach der ersten Runde in rund 1:45h nicht nur deutlich in Führung, sondern auch auf Kurs zu einer Sub-3:30er-Zeit. Doch zu diesem Zeitpunkt meldete sich bereits ihr Körper. In den letzten Tagen vor dem Rennen hatten sich die davor sehr guten Vorzeichen unverhofft gedreht. Almut musste einsehen, dass ihr Körper nicht so wollte wie sie: "Mein anvisiertes Ziel musste ich leider bereits vor einer Woche korrigieren. Nachdem ich mich in einer der letzten wichtigen Trainingseinheiten verletzte, nahm ich Abstand von meinem Zeitziel. Dennoch hoffte ich, den Titel verteidigen zu können und eine passable Zeit laufen zu können. Dieser Plan war anscheinend nicht übereinstimmend mit meinem Körper, der sich nach der vergangenen Woche gegen die Wettkampfbelastung wehrte."

Die Meisterschaften waren in diesem Jahr in den Herbstwaldlauf des Adler-Langlauf Bottrop integriert. "Die Strecke führte, dem Namen der Veranstaltung entsprechend, auf teilweise holprig, asphaltierten und Schotter-Wegen durch den herbstlichen Wald am nördlichen Rand des Ruhrgebietes. Als besonders schön empfand ich den Streckenabschnitt entlang des Damms am Pfingstsee, wo alte Baumstämme kahl aus dem Wasser herausragten," kommentierte Almut den Streckenverlauf.

Niels war dem Feld nach Runde eins enteilt. Für die ersten 25km wurden für ihn 88:17min gestoppt. Zu diesem Zeitpunkt hatte er schon über eine Minute Vorsprung auf den Belgier Wouter Decock und 8 Minuten Vorsprung auf Marco Bscheidl. "Ich bin sehr dankbar dafür, dass mein Trainer, Benedikt Hoffmann, mich begleitet und dabei die Tempoarbeit übernommen hat. Er musste und konnte mich bremsen. Nach meinen neuen Bestzeiten über 10km und Halbmarathon war mir klar, dass ich auf den Unterdistanzen schnell bin. Aber ob das auch für eine neue Bestzeit über 50km reichen würde?", kommentierte Niels die erste Runde. Bei einem Tempo von ca. 3:30min/km hob er sich noch etwas für die zweite Runde auf. Die Strecke, die viele als anspruchsvoll bezeichneten, gefiel ihm sehr. Er kam sehr gut mit den wechselnden Untergründen zurecht.

Hinter Almut erreichte Annette Müller als nächste Nordlerin die Streckenhälfte nach 1:58h und legte damit den Grundstein, um unter 4h bleiben zu können. Angesprochen auf Runde durch den Wald, kam Annette ins Schwärmen: "Es ist landschaftlich einfach eine sehr schöne Strecke. Wir liefen durch einen bunten Herbstwald und an Seen entlang. Dazu nette Stimmung und vor Allem nette Nordler ;-) Was will man mehr?"

Nach unseren Spitzenläufer:innen mischte Anke Schülke das vordere Mittelfeld auf. Sie war flott unterwegs und ihre Durchgangszeit von 2:17h deuteten auf eine neue persönliche Bestleistung hin, die bei 4:38:25h steht. Anke hatte sich kurzfristig für den Start entschieden. Für sie gab es viele Beweggründe nach Bottrop zu fahren: "Die Motivation für den Start war in erster Linie der Teamgedanke und das Wissen darum, bei einer Meisterschaft viele bekannte Gesichter zu treffen, was auch tatsächlich der Fall war. Nach der langen Zeit ohne Wettkämpfe lohnte sich dafür die etwas weitere Reise. Bei der Gelegenheit, danke an die Mauerwegler für die Unterstützung beim und um den Lauf herum."

Auch für Stefan Bicher war die Freude groß, viele bekannte Gesichter wiedersehen zu können. Nach einem anstrengenden Lauf beim Berlin-Marathon, lockte ihn die Aussicht auf einen schönen Saisonabschluss im Kreise der Ultralaufgemeinschaft. Stefan zeigte sich sehr erfreut: "Vor allem ging es mir darum, noch mal einen Lauf mit dem Ultrateam zu haben. Nachdem ich den Südthüringen-Trail absagen musste, war dies die letzte Gelegenheit und es hat sich sehr gelohnt. Es war eine fantastische Stimmung, ein schönes Wochenende und wieder voll der "Spirit des Ultrateams". Das hatte mir die letzten knapp zwei Jahre wirklich sehr gefehlt." Sein Ziel war es einer Überrundung von Niels zu entgehen. Mit seiner Zwischenzeit von 2:49h hat Stefan dieses Ziel erreicht, weil an diesem Tag der Deutsche Rekord für Niels noch nicht in Reichweite lag.

Stefan sah auf seinen ersten Metern der zweiten Runde Niels ins Ziel stürmen. Nachdem Benedikt bei km 30 die Tempoarbeit erfolgreich abgeschlossen hatte, ging Niels an die Spitze. Er beschleunigte das Tempo Kilometer um Kilometer und gibt Einblicke in sein Körpergefühl: "Ich habe es genossen, unbeschwert laufen zu können. Meine Beine fühlten sich immer besser an und ich fand schnell in meinen eigenen Rhythmus. Die Getränkeaufnahme klappte immer sehr gut, auch wenn es etwas aufregend war, dass ich meine Flasche auf dem Tisch suchen und greifen musste. Zwischen Kilometer 33 und 38 kam der Wind meistens von hinten. Ich wurde ohne selbst wirklich zu beschleunigen immer schneller. Und dieses Tempo behielt ich dann einfach bei. Ich war wirklich überrascht, dass ich auch beim Überlaufen der Marathondistanz bei rund 2:26h immer noch viel Energie und keine Müdigkeit verspürte. Der Stoffwechsel funktionierte heute ausgezeichnet." Die 5km-Abschnitte ab Kilometer absolvierte Niels in 17:04min, 16:44min, 16:40min und 16:23min.

In 2:52:13h hat Niels seinen ersten Deutschen Meistertitel für die LG NORD erlaufen. Insgesamt ist dies sein dritter Einzeltitel auf nationaler Ebene. Mit einer Steigerung von 4,5min auf der zweiten Hälfte hat er sich einen Vorsprung von 21min auf Wouter Decock und 26min auf Marco Bscheidl erarbeitet. "Ich bin sehr, sehr glücklich, dass alles so gut verlaufen ist. Und damit meine ich auch die gesamte Vorbereitung. Im August haben mich noch Almut und Enrico über die Müggelberge gezogen. Danach war ich noch in den Alpen wandern, um den Kopf freizubekommen und mentale Energie für den Herbst zu sammeln. Dass der Plan nun mit neuen Bestzeiten so gut aufgegangen ist, stimmt mich sehr dankbar. In Bottrop habe ich meine Leidenschaft beim Laufen voll gespürt und konnte diese auch teilen. So habe ich meine Bestzeit um 3min verbessern können. Es ist ein tolles Gefühl und an dem Erfolg hat das gesamte Ultrateam und auch die übrigen Mitglieder der LG Nord, die mich begleitet und unterstützt haben, einen großen Anteil. Ich habe mich sehr gefreut, dass ich mit Marco und Benedikt das erste Mal seit unserem WM-Start über 50km in Doha 2016 gemeinsam an einer Startlinie stand," kommentiert der neue Deutsche Meister sein Ergebnis.

An dieser Stelle sei angemerkt, dass zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Berichtes für die Strecke kein aktuelles Vermessungsprotokoll vorliegt. Die Strecke ist normalerweise bestenlistenfähig. Es wurde in diesem Jahr jedoch eine kleine Streckenabweichung am Start vorgenommen. Ein entsprechender Ausgleich an anderer Stelle gibt Hoffnung, dass eine Vermessung nachträglich die Bestenlistenfähigkeit herstellen kann. Wenn dies der Fall sein wird, dann würde Niels' Zeit ein neuer LG-Nord- und auch Berliner Rekord sein. 

Zu diesem Zeitpunkt war Almut leider schon aus dem Rennen gegangen. Sie konnte die Signale Ihres Körpers nicht mehr ignorieren. Almut musste zusehen wie der Titel an die Potsdamerin Jasmin Beer in 3:41:56h ging. Mit Blick auf Almuts großen Trainingseinsatz war die Enttäuschung sehr, sehr groß. Sie bedankt sich: "für all die Unterstützung, beim Training, durch Meinungsaustausch oder vor Ort, sowie auch für die teils unbewussten Worte, die mich motivieren, noch ein kleines bisschen mehr im Training zu geben, innerhalb des Ultrateams, aber auch von anderen Läufer:innen in nah und fern. Und natürlich herzlichen Glückwunsch an die Platzierten des heutigen Tages!" Wir wünschen ihr wiederum gute Erholung, damit der Körper bald schon wieder bereit für neue Höchstleistungen ist.

Mit nur 16min Rückstand auf die Siegerin kam Annette ins Ziel. Auf der zweiten Runde war sie nur minimal langsamer geworden und belegte mit einem Strahlen im Gesicht einen sehr guten 5. Platz und den 2. Platz in ihrer Altersklasse W35: "Ja, ich wollte knapp unter 4h laufen und bin happy, dass ich das mit 4:58h genau erreichen konnte." 

Auch Anke erfüllte ihre eigenen Erwartungen mit Platz 16 bzw. 3 in ihrer Altersklasse. "Entscheidend ist wohl zuallererst das eigene Empfinden. Das Gefühl beim Zieleinlauf war trotz einer spürbar harten zweiten Runde sehr schön. Bei mir bleiben positive Erinnerungen an einen Lauf in herrlicher Landschaft bei angenehmem Wetter. Mal eben so dicht an die PB ran zulaufen ist wohl immer sehr befriedigend und so bleibt das gute Gefühl," resümierte sie ihren Lauf.

Stefan komplettierte das Team mit seinen 5:57:57h. Dies entsprach dem 150. Platz bzw. den 10. Platz in seiner Altersklasse. Er hob die vielen VPs hervor, "bei denen die Helfer wirklich bis zum letzten Läufer motiviert und begeistert waren (ich war Augenzeuge ;-))." Während seines Laufes wurden bereits neue Pläne für das kommende Jahr geschmiedet: "Da ich fast die gesamte Strecke mit Anja Kirchner von der LG Mauerweg gelaufen bin und wir uns über den 100-Meilen-Lauf in Berlin ausgetauscht haben und in Erinnerungen geschwelgt sind, wuchs in mir der Wunsch, den nächstes Jahr - nach ein paar Jahren Abstinenz - doch mal wieder zu versuchen. Und so habe ich mich heute Abend für den 13.8.2022 angemeldet und habe somit noch ein ganz Stückchen zu trainieren bis dahin."

Das Erlebte zeigt auf eindrucksvolle Weise, dass der Lauf ein toller Saisonabschluss war. Er motivierte uns alle zu neuen Zielen, weckte in uns die Lauflust und schweißte uns weiter zusammen. Der Erfolg auch auf der kürzesten Ultralauf-Distanz war nur im Team möglich und so gilt unser Dank auch den Betreuern am Streckenrand: Martin Ahlburg und Martin Rudolph. Wir ruhen uns nicht auf den Ergebnissen aus, sondern blicken gespannt auf das, was im kommenden Jahr kommen mag. Und ein Höhepunkt wird definitiv die 100km WM bei uns vor der Haustür in Bernau sein.

Zurück
Niels Michalk auf den letzten Metern zu seinem dritten Deutschen Meistertitel über 50km Foto: Martin Rudolph
Almut Dreßler-Ahlburg versuchte ihren Deutschen Meisertitel zu verteidigen. Foto: Martin Rudolph
Annette Müller erreicht ihr Ziel mit einer Sub-4h-Zeit. Foto: Martin Rudolph