15./16.7.2006: DM Männer/ Frauen und Jugendstaffeln 3x1000/ 4x400m in Ulm

1500m-Titel und EM-Nominierung für Carsten Schlangen – Berliner Rekord 3x1000m für Hudak, Zauber und Rose

 

Mit 4 Medaillen, davon einen kompletten Satz in Gold, Silber und Bronze bei den Männern übertrumpft das vergangene Wettkampfwochenende der Deutschen Meisterschaften in Ulm in dieser fantastischen Saison einmal mehr alles bisher Geschehene in der Vereinsgeschichte.

 

Am ersten Tag war es Norbert Löwa, der sich über seinen Silbermedaille auf der Hindernisstrecke nur im Ziel nur mäßig freuen konnte, zu groß war die Enttäuschung über die an seinem Anspruch gemessene mäßige Zeit. Dennoch war er im entscheidenden Moment da als viele anderen fehlten, in sofern ist die Medaille durchaus als Erfolg zu werten.

 

Die Jugendstaffeln über 3x1000m der MJA und 4x400m der WJA qualifizierten sich souverän für die Finalrunden am Sonntag. Während die Jungs in der Besetzung Hudak, Rose und Zauber in 7:32,23min sicher gewannen, musste die Mädels in der Besetzung Hinkelmann, Bruchmüller, Nauendorf und Hagenstein mit 4:00,05min schon einiges bieten, um sich als siebte Mannschaft, wie nach der Meldeliste bereits gesetzt auch tatsächlich für das Finale zu qualifizieren. Dabei war Alice Nauendorf wegen eines kleinen Magen-Darm-Infektes leider am ersten Tag leistungsmäßig nicht ganz auf der Höhe. Mit Bananen, Kautabletten und Kinderportionen Spätzle bekamen wir das Problem aber erfolgreich in den Griff.

Auch das „trio infernale“ der deutschen Mittelstrecke, wie Jonas Stifel, Franek Haschke und Carsten Schlangen auf leichtathletik.de genannt wurden, hatte keine Mühe sich über die 1500m für den Endlauf zu qualifizieren. Schließlich testete Maren Schulze über 100m in 12,08s noch ihre Spritzigkeit für die 200m und absolvierte eine leichte Vorbelastung am Samstag Abend.

 

Frohen Mutes starteten wir bei strahlendem Sonnenschein in den zweiten Tag. Als erste musste die 4x400m-Staffel wieder auf´s Parkett. Lisa Hinkelmann startet mutig in 58,2s und übergab an Wenke Bruchmüller an sechster Stelle. Wenke lief mutig in 57,8s auf den fünften Platz vor und konnte Julia Hagenstein an dritter Stelle eine gehörige Portion Vorsprung mit auf den Weg geben. Wir entschlossen uns die geschwächte Alice diesmal an den Schluss zu setzen und hofften das der Vorsprung reichen würde. Nach 59,5s bekam Alice den Stab und kämpfte sich in 61,8s tapfer um die Stadionrunde. Die Attacke der anderen Mannschaften kam, aber sie kam zu spät, Alice rettete in 3:58,24min den fünften Platz. Die Freude war riesengroß, schließlich hatten wir uns erst gut 10 Tage vor der DM nach der Veröffentlichung der Bestenliste im Internet überhaupt dazu durchgedrungen in Ulm an den Start zu gehen. Eine richtige Entscheidung, wie sich nun im Nachhinein herausstellte.

 

Nur 10m später folgte die 3x1000m-Staffel der Jungs. Auch Rolli hatte die Taktik Flucht gewählt und umgestellt. Alexander Hudak übergab an erster Stelle mit knapp 10m Vorsprung an Falko Zauber. Falko spürte die Konkurrenten vom LC Erfurt im Nacken und lief offensiv sein Rennen. Es gelang ihm einen Vorsprung von 20m zu erarbeiten, denn er Merlin Rose mit auf den Weg geben konnte. Es deutete sich bereits an, dass Erfurt keineswegs klein beigeben würde, die Zwischenzeiten wiesen bei 2000m schon auf einen möglichen deutschen Rekord hin. Merlin suchte sei Heil in der Flucht und führte die Erfurter somit tatsächlich zum deutschen Rekord, wenige Meter vor dem Ziel war der Vorsprung trotz bravourösen Kampfes aufgebraucht und Merlin wurde auf den letzten fünf Schritten abgenickt. Auch wenn es zum Sieg nicht reichte und den Jungs die Enttäuschung deutlich ins Gesicht geschrieben war, leisteten sie in 7:17,98min meisterliches.

 

Nur 3 Tage bevor der alte Vereinsrekord, aufgestellt von Olaf Rapp, Andreas Schulze und Holger Böttcher im Jahr 1981 am 19.7 in Gelsenkirchen mit 7:20,25min, sein fünfundzwanzigstes Jubiläum gehabt hätte, gelang ihnen damit die Aufstellung einen neuen LG-Nord-Rekords und die Verbesserung der alten Marke um etwas mehr als zwei Sekunden. Die neue Marke von 7:17,98min ist gleichzeitig auch ein neuer Berliner Rekord der MJA.

 

Nach diesen beiden Paukenschlägen folgte kurzzeitige Ernüchterung weder Nils Hermann im Dreisprung noch Jessica Kolotzei im Diskuswurf gelang der Einzug ins Finale, schade den beide hätten sicherlich mehr drauf gehabt. Auch Sebastian Goltz verkaufte sich mit 2,00m deutlich unter Wert. An selber Stelle hatte er vor drei Jahren mit 2,17m überraschend die Bronzemedaille gewonnen, wir erinnern uns sehr gerne an diesen phänomenalen Wettkampf in dem Marius Hanniske Silber gewann zurück.

 

Auf dem Weg zum Höhepunkt folgte mit den Vorläufen über 200m ein weiteres Highlight. Trotz sehr starker Gegnerinnen und Saisonvorleistungen war Maren Schulze auf den Punkt genau topfit. In 23,80s ließ sie als Vorlaufzweite nichts anbrennen und qualifizierte sich locker und direkt für das Finale. Dabei ist es fast schon eine ärgerliche Tradition, dass Maren immer den Vorlauf mit Gegenwind erwischt, während die anderen Rückenwind hatten.

 

Im Finale startet Maren von Bahn sechs und hatte im Kampf um die avisierte Bronzemedaille bis kurz vor Schluss die Nase vorn. Am Ende reichte es mit 23,76s trotz Saisonbestmarke wie schon im Vorjahr wieder nur zur Holzmedaille. 4/100s fehlten Maren am Schluss. Hunderstel die sie als bekannt gute Starterin eigentlich am Anfang gleich auf ihre Gegnerinnen gut macht. Die dubiose Startautomatik in Ulm, die vorm Schuss einen Klick verursacht, bei dem man schon loslaufen muss versicherte Maren nach einem Fehlstart aber so sehr, dass sie beim zweiten Start lieber nichts riskierte. Zu spekulieren, wo man 4/100s liegen lässt ist müßig, bei allem Respekt vor der eigenen Leistungsfähigkeit war Maren im Ziel angesichts des neuerlichen vierten Platzes verständlicherweise im ersten Moment doch sehr frustriert. Auf ein neues kann es da nur heißen und das könnte auch schon das Motto ihrer gesamten Karriere sein: Maren ist und bleibt ein Stehaufmännchen bzw. –weibchen.

 

Das beste kommt zum Schluss. Mit drei Mann von uns im 1500m-Finale vertreten, waren die Karten vor dem Lauf gut gemischt. Jeder konnte jeden schlagen, dabei galt es aber auch auf die anderen zu achten, hier musste man insbesondere ein Auge auf Stephan Eberhard aus Erfurt werfen, der den anderen dreien schon beim Kampf um das EC-Ticket ein Schnippchen geschlagen hatte. Diesmal sollte nichts anbrennen und sie hielten die Drei das Tempo an der Spitze durch wechselnde Führungsarbeit von Anfang an hoch. Die 800m wurden in 2min passiert und am Ende des Feldes trennte sich bereits die Spreu vom Weizen. Wolfram Müller und Toni Mohr hatten in einem vergeblichen Angriff auf die Norm im Vorlauf am Vortag bereits zu viele Körner verschossen und mussten nun dafür büßen und abreißen lassen. Derweil ging vorne mit munteren Führungswechseln weiter die Post ab. 300m vor Schluss fasste sich Carsten Schlangen ein Herz und brezelte die Schlusstrecke in knapp 41s herunter. Hinter ihm kämpften Franek Haschke, Jonas Stifel und Stephan Eberhard um die Plätze. Am nahesten kam noch Eberhardt an ihn heran, der zweiter vor Franek wurde. Etwas unglücklich sprang wie für Maren auch für Jonas mit dem vierten Platz „nur“ die Holzmedaille heraus. Letzten Endes ist es auch seiner und Franeks Führungsarbeit zu verdanken, dass Carsten den zweiten Männertitel auf der Bahn für die LG NORD gewinnen konnte. Nachdem Franek im Vorjahr gewonnen hatte bleibt der Titel damit fest in nördlicher Hand. Glücklich ist der Ausgang insofern, als Carsten Schlangen nun nach seiner souveränen Vorstellung bei der DM als Saisonbester und 11. der bereinigten europäischen Jahresbestenliste für die EM in Göteborg/ Schweden nominiert wurde. Auch das ein Novum in der LG-Geschichte. Mit 3 Medaillen bei den Erwachsenen, einer Silbermedaille bei der Jugend sowie einen Berliner Jugendrekord über 3x1000m und 3 weiteren Endkampfplatzierungen ist die Ausbeute für die Nordmannschaft als phänomenal gut zu bezeichnen. Das Tolle daran ist, es ginge theoretisch sogar noch besser, wenn denn mal alle Leistungsträger an Bord wären. So fehlten diesmal z. B. Benny Müske, Meike Kröger, Marius Hanniske und Moritz Höft aus den unterschiedlichsten Gründen.

 

Hinter alldem steckt natürlich auch ein Erfolgsgeheimnis: „Nordinio“ unser neues LG-Maskottchen, dass uns vor Ort viel Aufmerksamkeit erbrachte und wichtige Dienste als Knuddeltier und Kopfkissen leistete.

 

 

Live-Ticker des DLV:

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Carsten Schlangen (LG Nord Berlin)
(1500m, Sieger, 3:42,35min)

 

"Ich habe vor dem Rennen schon an den Titel gedacht. Schließlich hatte ich bisher die beste Zeit stehen. Im Rennen selbst haben wir uns die Arbeit untereinander aufgeteilt. Aus meinem Verein sind ja auch Franek Haschke und Jonas Stiefel auf Sieg gelaufen. Das gab es eigentlich noch nie, dass alles so aufgeht, wie man es vorher geplant hat. Heute hat´s mal geklappt. Das Tempo war dann am Ende sehr hoch, der mit den meisten Reserven sollte dann gewinnen und das war glücklicherweise ich.“

 

Medaillenspiegel LG NORD bei der DM Ulm 2006 (nur Mä/Fr ohne Staffeln):

GoldSilberBronze4. Platz5. Platz6. Platz7. Platz 8. Platz
Carsten SchlangenNorbert LöwaFranek HaschkeMaren Schulze    
        
1500m3000mHi1500m200m    
        
  Jonas Stifel    
        
   1500    
9 Aktive / 3 Medaillen / 5 Endkampfplätze / 31 Länderkampfpunkte

 

Insgesamt erlebte der Berliner Verband in Ulm eine sehr erfolgreiche Meisterschaft. Mit 12 Medaillen (3/ 6/ 3) und 124 Länderkampfpunkten war man so erfolgreich, wie seit den letzten 4 Jahren nicht mehr. Die LG NORD-Bilanz macht sich in diesem Gesamttrend mit 25% Medaillenanteil und ebenfalls 25% LK-Punkte-Anteil, wenn man nur die Männer/ Frauen-Leistungen wertet, sehr gut aus. Es waren vor allem die Athleten der LG Nord und der LG Nike, die zur Anhebung des Berliner Gesamtniveaus beigetragen haben.

 

Ergebnisse DM Ulm:

Disziplin 1. TagNameLeistung
3x1000m MJA VLAlexander Hudak (88)3:32,23min 1. VL
   
 Merlin Rose (87) 
   
 Falko Zauber (87) 
4x400m WJA VLLisa Hinkelmann (88)4:00.05min 3. VL
   
 Wenke Bruchmüller (89) 
   
 Alice Nauendorf (87) 
   
 Julia Hagenstein (90) 
100m FrMaren Schulze (82)12,08s 4. VL (-1,6w)
1500m Mä VLJonas Stifel (80)3:45,84min 2. VL
 Franek Haschke (80)3:47,69min 1. VL
 Carsten Schlangen (80)3:48,18min 3. VL
3000m HindernisNorbert Löwa (84)8:49,83min Silbermedaille
Disziplin 2. TagNameLeistung
Hochsprung MäSebastian Goltz (85)2,00m 11. Platz
Dreisprung MäNils Hermann (86)14,97m 9. Platz
Diskuswurf FrJessica Kolotzei (85)46, 09m 11. Platz
4x400m WJALisa Hinkelmann (88)3:58,24min 5. Platz
   
 Wenke Bruchmüller (89) 
   
 Julia Hagenstein (90) 
   
 Alice Nauendorf (87) 
3x1000m MJAAlexander Hudak (88)3:17,98min Silbermedaille und Berliner Rekord
   
 Falko Zauber (89) 
   
 Merlin Rose (87) 
200m FrMaren Schulze (82)23,80s 2. VL (-0,3w)
   
  23,76s 4. EL (-0,5w)
1500m Mä ELCarsten Schlangen (80)3:42,35min Goldmedaille und EM-Nominierung
 Franek Haschke (80)3:42,98min Bronzemedaille
 Jonas Stifel (80)3:43,45min 4. Platz

 

gez. Jan Keil