"Mein persönliches Highlight waren die Deutschen Meisterschaften im Olympiastadion!"

|   LG NORD

Ein Interview mit Carmen Schultze-Berndt (LG NORD Berlin).

Carmen Schultze-Berndt ist langjähriges Mitglied im SC Tegeler Forst e.V. und begeisterte Ausdauerläuferin. Letztes Jahr hat sie es sogar bis zu den Deutschen Meisterschaften in Berlin geschafft.

Seit dem Start von “NORD Berliner Runners” ist Carmen von Beginn an Teil unserer Community. Aktuell befindet sie sich in der Hall of Fame mit 88,7km auf Platz 10 der meistgelaufenen Kilometer in einer Woche und damit zudem auf Rang 2 in der Damenwertung.

In ihrem Interview für unsere Community “NORD Berlin Runners” liefert Carmen Einblicke in ihre Karriere und ihr Training.

 

1. Wie bist du zum Laufen gekommen?

Ich habe schon mein ganzes Leben lang Leichtathletik gemacht. Angefangen als kleines Kind mit meinen Eltern auf dem Sportplatz, als ich mit meiner Schwester die Weitsprunggrube zum Buddelkasten umfunktioniert habe, während unsere Eltern ihre Runden gedreht haben. Später dann das Eltern-Kind-Turnen und die Kinderleichtathletik, alles bei der LG NORD Berlin. Eine kleine Anekdote dazu ist, das ich tatsächlich seit dem Tag meiner Geburt Mitglied im Verein bin. Ich konnte also quasi gar nicht anders. ;) Als Jugendliche bin ich dann einige Jahre geschwommen, habe das Laufen aber nie aus den Augen verloren und 2012 habe ich dann begonnen leistungssportlich zu laufen. Auch nach der Zeit auf der Sportschule bin ich dem Laufen treu geblieben und habe immer noch sehr viel Spaß daran, auch wenn es natürlich eine Menge Trainingsaufwand bedeutet.

2. Warum läufst du gerne?

Warum ich gerne laufe und vor allem so viel laufe, werde ich ganz häufig gefragt. Zu allererst natürlich weil es einfach Spaß macht. Nach einem langen Tag raus zu gehen und zu laufen ist einfach toll. Natürlich gibt es auch Tage an denen es nass, dunkel und kalt ist und laufen mal nicht so viel Spaß macht. Toll am Laufen finde ich auch, dass man es “immer und überall” machen kann. Man benötigt keine Hilfsmittel, zieht sich einfach Sportschuhe und -sachen an und läuft los. Am meisten Spaß macht mir Laufen im Wald im Sommer bei warmen (läuferfreundlichen, also nicht zu warmen ;) ) Temperaturen.

3. Was sind deine Ziele?

Mein Ziel sind eigentlich immer die Deutschen Meisterschaften. Ob draußen oder in der Halle, Cross- oder Straßenlauf, ich mache eigentlich alles gerne, da ich die verschiedenen Herausforderungen und Bedingungen mag und es nie langweilig wird. Natürlich möchte ich auch meine Bestzeiten verbessern und bei den Meisterschaften möglichst weit vorne landen. In den letzten Jahren konnte ich einige Platzierungen unter den ersten 8 sammeln und mit der Mannschaft sogar Medaillen gewinnen. An diese Leistungen anzuknüpfen ist mein Ziel.

4. Wie motivierst du dich zum Laufen?

Zum einen motivieren mich natürlich meine Ziele. Das Gefühl einen guten Lauf im Wettkampf abgeliefert zu haben, eine neue Bestzeit erzielt zu haben oder eine Medaille gewonnen zu haben ist einfach schön und tägliche Motivation weiter zu machen. Weiterhin motiviert mich natürlich meine Trainingsgruppe (TG Jive). Laufen ist eine Einzelsportart und viele Läufe kann man alleine machen, allerdings macht es in der Gruppe einfach noch mehr Spaß und die Qualität ist auch besser, da man sich gegenseitig motiviert und anspornt. Ich probiere auch gerne immer wieder neue Laufstrecken aus, um gerde bei längeren Läufen “einfach mal etwas anderes zu sehen”.

5. Welche Tipps würdest du allen Laufanfängern geben?

Wichtig ist es kontinuierlich zu laufen ohne es zu übertreiben. Man hat viel mehr davon langsam anzufangen und 2-3 Mal in der Woche zu laufen, als eine Woche lang jeden Tag zu laufen und dann Probleme zu bekommen, weil einem “alles weh tut”. Außerdem sollte man sein eigenes Tempo finden und sich nicht von anderen beirren lassen, auch wenn es natürlich immer schön ist mit einer Gruppe zu laufen. Man kann das Tempo natürlich auch variieren, einen Tag einen längeren Lauf in ruhigerem Tempo und einen anderen Tag ein kürzeres, dafür aber etwas zügigeres Läufchen. So hat man gleich auch ein bisschen Abwechslung.  

Regelmäßiges Dehnen und eine Alternative zum Laufen, wenn vielleicht einmal die Beine zu schwer sind zum Laufen sind ebenfalls wichtig. Hier bieten sich Athletikübungen oder als “Ausdauerersatz” Schwimmen oder Radfahren an.

6. Wie sieht eine typische Trainingseinheit/-woche bei dir aus?

Eine typische Trainingswoche ist schwierig zu beschreiben, das dies sehr abhängig von der Saisonphase ist. Zum Glück habe ich da mit meiner Trainingsgruppe einen super Trainer (Jive Müller) an der Seite, der uns die Überlegungen der Trainingsgestaltung größtenteils abnimmt und uns jedes Wochenende mit einem neuen Plan für die kommende Woche versorgt. Natürlich sind aber auch jeder Zeit individuelle Anpassungen und Änderungen möglich.

Im Winter stehen in der Regel mehr längere Laufeinheiten und längere Tempoläufe auf dem Plan um eine Grundlage für die Sommersaison zu legen, in der wir dann eher auf Geschwindigkeit und wettkampfnahes Training Wert legen. Im Herbst und Winter sind wir aufgrund dessen auch kaum auf der Bahn, sondern laufen vor allem im Gelände/ im Wald, während der Sommersaison und ein paar Wochen während der Hallensaion im Januar/Februar sind wir dann vor allem im Stadion oder in der Rudolf-Harbig-Halle.

Im Allgemeinen sieht unsere Trainingswoche dann so aus, dass wir 2-3 Tempolauftage haben, die immer mit mindestens einem Tag Abstand liegen. An den Tagen zwischen den Tempoläufen stehen dann vor allem Dauerläufe an. Einmal in der Woche machen wir zudem kürzere Sprints, einmal pro Woche Krafttraining und 2-3 Mal Athletik/ Stabilisation.

7. Wie schaffst du es so viele Einheiten in der Woche zu absolvieren?

Im Vergleich zu anderen Leistungssportlern mache ich gar nicht sooo viele Einheiten in der Woche. Je nach Trainingsphase komme ich auf 7 bis 9 Einheiten in der Woche. Eine Einheit schaffe ich eigentlich immer, auch wenn das manchmal organisatorisch etwas schwierig ist. Dann nehme ich auch mal die Lausachen mit in die Uni und absolviere meinen Dauerlauf in einer Pause, in der es sich nicht lohnt nach Hause zu fahren. Ansonsten laufe ich vor allem am Abend. Das kann dann schonmal recht anstrengend sein, wenn man einen langen Tag hatte, auf der anderen Seite ist es aber auch ein guter Ausgleich, wenn man den ganzen Tag gesessen hat und danach fühlt man sich eigentlich immer besser, auch wenn man vorher müde war. Häufig schaffe ich es dann auch nicht mit der Gruppe zu trainieren. Um Fahrzeiten zu sparen laufe ich dann alleine, direkt von zu Hause aus los.

8. Was war dein schönstes Lauferlebnis?

Ich hatte schon viele schöne Lauferlebnisse. Mein absolutes Highlight waren natürlich letztes Jahr die Deutschen Meisterschaften im Berliner Olympiastadion. Dort einmal laufen zu dürfen war schon immer mein Traum, der an diesem Tag in Erfüllung gegangen ist. Das wird auch erstmal schwer zu toppen sein. Allerdings hatte ich auch andere schöne Lauferlebnisse, spontan fallen mir die Dauerläufe im Urlaub am Strand in Kenia ein. Zu dieser Zeit hatte ich eigentlich Saisonpause und hätte gar nicht laufen müssen. Diese breiten, langen, weißen und super leeren Strände waren aber einfach zu verlockend. Zudem habe ich auch jeden Tag Laufbegleitung von sehr laufbegeisterten Kenianern bekommen. Verstanden habe ich nicht viel, zwischen dem ganzen “Swahili” (Landessprache in Kenia) habe ich nur immer wieder das Wort “Marathon” verstanden. Das war auch ein Erlebnis, an das ich mich für immer erinnern werde.

9. Welche Strecke läufst du gerne?

Ich laufe vor allem gerne im Wald. Die frische Luft und die Naturgeräusche machen das Laufen immer zu einem Erlebnis, weshalb ich auch nie mit Musik in den Ohren laufe, auch wenn ich absolut verstehen kann, das das für viele eine gute Motivation ist.

Ich mache aber auch unheimlich gerne Läufe auf der Laufbahn. Natürlich nicht jeden Tag, aber Intervalltraining auf der Bahn gehört für mich auch einfach dazu und macht mir sehr viel Spaß.

10. Was war dein größter Trainingsfehler? (So können andere ihn vermeiden)

Mein größter Fehler war einmal nach einer Verletzung wieder zu früh mit dem Laufen anzufangen. Es war einfach zu verlockend nach längerer Pause wieder einzusteigen, allerdings war es etwas zu früh oder etwas zu viel, weshalb die Verletzung wieder aufgetreten ist und mir nochmal einige Wochen Zwangspause beschert hat. Zum Glück ist dies schon sehr lange her und seit dem bin ich viel vorsichtiger geworden. Manchmal ist ein Tag mehr Pause besser, als wieder zurück geworfen zu werden. Vorsichtshalber mal einen Tag Pause machen oder alternativ trainieren kann sehr viel Wert sein und bringt einem manchmal mehr als nun unbedingt noch die letzten Kilometer der Woche zu absolvieren um das gesetzte Ziel zu erreichen.

11. Welche Ernährungsstrategie verfolgst du?

Um ehrlich zu sein verfolge ich gar keine Ernährungsstrategie. Natürlich versuche ich mich gesund und ausgewogen zu ernähren, allerdings verzichte ich nicht bewusst auf etwas. Ich esse einfach das, was mir schmeckt und das worauf ich Lust habe. Ich versuche darauf zu achten, gerade im Sommer ausreichend zu trinken und die normale Ernährung mit Sportgetränken (Magnesium, Calcium und VitC,…) zu ergänzen

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Carmen beim Hallensportfest in Karlsruhe 2020 (2.v.l.) (copyright Klaus Brill)