Caterina Granz vor der Cross-Saison 2022

|   LG NORD

Ende der Sommersaison habe ich entschieden, mein erstes Aufbautrainingslager der Saison in Boulder, Colorado zu absolvieren. 
Ich habe mir schon länger vorgenommen, einmal dort zu trainieren. Boulder ist sehr bekannt unter Läufern und extrem beliebt. 

Es liegt ungefähr auf 1800m (im Läufermund wird das als „halbe Höhe“ bezeichnet) und ist deshalb ein attraktiver Ort für Ausdauerläufer, um die roten Blutkörperchen anreichern zu lassen. Mehrere professionelle Trainingsgruppen aus den USA, wie z. B. der On Athletics Club, Tinman Elite oder die sehr starke Frauengruppe um Emma Coburn, Team Boss, sind dort dauerhaft stationiert. Auch deutsche Athleten, wie Gesa Krause fahren jährlich nach Boulder für Camps. 

In den vergangenen Jahren habe ich häufiger Höhentrainingslager gemacht, jedoch nie so richtig davon profitieren können. Ich hatte sogar im Gegenteil langfristigere Probleme im Training und Wettkampf durch das Höhenloch und Übertraining. Da das Deutsche Team häufig in die Höhe fährt und auch im Sommer in Vorbereitung auf Großereignisse Trainingslager in St. Moritz anbietet, wollte ich der Höhe mit ein paar Anpassungen, was die Trainingssteuerung betrifft, nochmal eine Chance geben. Dafür hat sich der Oktober als Monat des Wiedereinstiegs ins Training und des Grundlagen-Trainings gut angeboten. Meine Form möchte ich in diesem Winter auch antesten und daher plane ich einige Cross-Rennen und eventuell eine Teilnahme an der Cross Europameisterschaft.

Boulder ist eine für amerikanische Verhältnisse kleine Stadt, bzw. eher ein kleiner Ort. Die andere Dimension der USA lässt sich trotzdem nicht übersehen. Autos, Straßen, Parkplätze, die Milchpackunggrößen oder der super schöne weite Blick in die Landschaft sprechen dafür. Der Maßstab ist ein anderer und daran muss man sich erstmal gewöhnen. Die Natur mit den Bergen drum herum und zum Ende meiner Zeit den wunderschönen Gelb- und Rottönen der Bäume machen den Ort besonders. Die Menschen dort sind alle super sportlich und 90% ihrer Hobbys sind sportlicher Natur. 

Ich habe amerikanische Läuferfreunde, bei denen ich untergekommen bin und auch einiges mit ihnen trainieren konnte. Es macht einen Unterschied, so viele andere professionelle Läufer um sich herum zu haben. Es motiviert sehr und vereinfacht den Trainingsalltag. Ich habe auch viele Einheiten alleine absolviert. Was in dem Fall, gerade zu Beginn in der Höhe, sehr wichtig ist. Es geht nämlich viel darum, nach Gefühl zu trainieren und sich vor allem an seine eigenen Geschwindigkeiten zu halten. Die Gefahr, zu hart und viel zu trainieren ist in der Höhe immer gegeben. Gerade in der ersten Woche ist das Training eher spielerisch. Täglich lockere Dauerläufe, ein wenig Stabi, Krafteinheiten und Strides. Erst am 4. Tag habe ich ein kleines Fahrtspiel gemacht und der Umfang wurde erst mit Beginn der 2. Woche erhöht. Insgesamt bin ich 90-100 Wochen-Kilometer gelaufen, 2 Tempolaufeinheiten (z.B. 8x1000m oder Berganläufe) 1 Longrun (den ich in der Regel schnell laufe) und 1-2 Krafteinheiten pro Woche standen auf dem Porgramm. Dabei lag der Fokus auf der Grundlagenausdauer.

Neben dem Training war ich auch relativ aktiv, habe ein paar Wanderungen in den herumliegenden Rocky Mountains gemacht, Pickleball gespielt, Cafés besucht und Zeit mit den amerikanischen Freunden verbracht, aber natürlich auch viel entspannt. Um ehrlich zu sein ist das Training dort extrem anstrengend, man ist dauerhaft müde und ich könnte mir daher nicht vorstellen, dort zu leben. Jedoch meinten ein paar Läufer zu mir, dass es sich nach ein paar Monaten besser anfühlt und sie die Höhe kaum noch spürten. Ich bin trotzdem sehr froh, die meiste Zeit im flachen Berlin laufen zu dürfen :).

Ich habe das Gefühl, dass das Training in der Höhe mir viel gebracht hat und bin gespannt, wie ich den Höheneffekt jetzt wieder zurück in Berlin spüre.

Zurück