29.-31.7.2005: Bericht Deutsche Jugendmeisterschaften

LG NORD bester Berliner Verein – 5 Medaillen durch Merlin Rose, Falko Zauber, Meike Kröger, Nico Dieckmann und Wenke Bruchmüller

 

Das Braunschweiger Stadion war trotz seiner bekannten starken Windanfälligkeit wieder einmal ein gutes Pflaster für die Nord-Athleten.

Vor allem die drei Kaunas-Fahrer Merlin Rose, Meike Kröger und Falko Zauber hatten nach ihren misslungenen Vorstellungen bei der Junioreneuropameisterschaften in Litauen eine Menge Wut im Bauch und wollten nun der nationalen Konkurrenz noch einmal zeigen, dass sie völlig zu Recht nominiert worden waren.

Umgekehrt wollten die Daheimgebliebenen Konkurrenten natürlich auch ihre Chance nutzen, wenigstens beim nationalen Höhepunkt zu stechen.

Für Spannung war also gesorgt und alle drei Nordler lösten ihre Aufgabe hervorragend.

Den Anfang machte Meike Kröger mit einer Silbermedaille im Hochsprung. Mit 1,79m sprang sie 11cm höher als in der Vorwoche wieder in ihren gewohnten Regionen. Mit 1,65m, 170m, 1,73m und 1,76m im jeweils ersten Versuch hatte Meike bis zur Höhe von 1,79m als einzige Springerin im Feld eine blütenreine Weste. Alle anderen hatten schon Fehlversuche und vom Sprungkraftvermögen war Meike an diesem Tag eindeutig die überlegende Springerin.

Bei 1,79m machte sie dann im ersten einen Flüchtigkeitsfehler und liefe eine Winzigkeit zu passiv an, so dass sie die Höhe vor der Latte hatte und die Latte beim Abtauchen dann mit der Ferse leicht touchierte, woraufhin diese leider zu Boden fiel.

Dieser Sprung gab in der Entscheidung um Gold und Silber dann den Ausschlag zu Gunsten von Julia Hartmann, der JEM-Zweiten der Vorwoche, die diese Höhe nach drei Versuchen bei 1,76m auf Anhieb meisterte.

Danach war dann für beide Schluss, denn da beide ihre Medaillen bereits sicher hatten war ein wenig die Spannung aus dem Wettkampf heraus.

 

Spannung herrschte aber vor dem Wettkampf, denn Meike hatte entdeckt, dass die Sohle ihrer Hochsprungsspikes bei der Anreise nach Kaunas durchgebrochen war. Damit sie die Spikes ins Handgepäck mitnehmen konnte mussten die Spikes-Nägel wegen der Sicherheitsvorkehrungen auf dem Flughafen vorher aus den Schuhe geschraubt werden, dadurch war der Druckabfall an Spannung in der Sohle scheinbar so hoch, dass die Sohle zerbrach bzw. Risse bekam. In Kaunas war das leider nicht mehr zu ändern gewesen, aber nun wurden in Windeseile vor der DJM noch neue Hochsprungspikes besorgt.

 

Am Sonntag versuchte sich Meike dann noch in ihrer heimlichen Liebe – dem Dreisprung.

Ziel war es dort die Spezialistinnen zum Saisonausklang aus kurzem 11-Schritteanlauf mal ein wenig zu ärgern. Gleich im ersten Sprung gelang ihr mit 12,22m eine neue persönliche Bestleistung.

Aber im 15 Springerinnen starken Feld war mehr nötig, um sicher in den Endkampf der besten 8 zu kommen.

Der zweite Sprung war dann dick über 13m und hätte wohl zum Sieg der Konkurrenz gereicht, leider war er durch den starken Wind jedoch 2cm übergetreten. Im dritten Versuch machte Meike dann aber mit 12,52m bei unzulässigem Rückenwind von +2,7m alles klar und sprang kurzzeitig auf den Bronzerang vor.

Am Ende reichte es dann trotz eines ebenfalls ungültigen aber sehr weiten 5ten Durchgangs mit den im vierten Versuch regulär gemessenen 12,37m bei +2,0m Rückenwind für einen glänzenden 5ten Rang. Die 12,37m bedeuten natürlich auch einen neuen Vereinsrekord in der WJA.

 

Auch Falko und Merlin lösten ihre Aufgaben auf den Mittelstrecken souverän. Zunächst gewannen beide ihre Vorläufe bei der MJA am Samstag über 1500m in 3:55,43min bzw. 800m in 1:57,00min und qualifizierten sich damit direkt für die Endläufe am Sonntag.

Auch Johannes Riewe (Jg. 86) rückte mit 3:59,09min sicher ins Finale. Im 1500m Endlauf am Sonntag hielt sich Falko dann immer in vorderer Position auf, machte aber nicht den Fehler von Kaunas wieder ganz alleine zuviel auf das Tempo zu drücken. Unterstützt wurde er bei der Tempoarbeit diesmal praktischer Weise von unserem neuen „Sportzivi“ Johannes Riewe, der am Ende in guten 3:56,33min siebenter wurde, während Falko das Rennen im langen Spurt ganz klar für sich entscheiden konnte und in 3:52,48min die Goldmedaille mit nach Hause nehmen konnte.

 

Merlin gelang das Kunststück, die Goldmedaille über 800m zu gewinnen und damit im dritten Jahr in Folge deutscher Freiluftmeister über 800m zu werden.

 

So knapp wie diesmal war es allerdings noch nie.

Lediglich mit 2/100 Sekunden Vorsprung konnte er Martin Conradt vom SC Potsdam bezwingen.

Um ein Haar hätte er die Hände einen kleinen Tick zu früh zum Jubeln in Siegerpose gebracht und wäre noch abgefangen worden.

Diese Woche war das Glück im Gegensatz zu Kaunas aber dann mit den Tüchtigen. Merlin hatte den ganzen Lauf über die zwei Runden das Rennen von einer vorderen Position aus aktiv gestaltet und das Tempo hochgehalten und konnte sich somit am Ende auch durchsetzen.

 

Neben den zwei Titeln und der Silbermedaille gab es noch zwei überraschende Bronzemedaillen zu feiern, die man zwar nach der Meldeliste erhoffen, aber keinesfalls erwarten durfte.

Am Freitag gewann Nico Dieckman (Jg. 88) in der männlichen Jugend B im Stabhochsprung mit 4,70m Bronze und am Samstag holte sich Wenke Bruchmüller (Jg. 89) mit 63,31s über die 400m Hürden der weiblichen Jugend B ebenfalls die Bronzeplakette ab.

 

Dabei versuchte Wenke nach überzeugenden Trainingsvorleistungen in Kienbaum und Berlin das Wagnis, bei den ersten Hürden erstmalig vier statt nur zwei 16er-Rhythmen zu laufen, was ihr dann schon im Vorlauf auch auf Anhieb reibungslos gelang.

Sie gewann ihren Vorlauf souverän in dem sie auf der Zielgeraden noch zwei andere Läuferinnen abnickte. Auch im Endlauf blieb Wenke ihrer Taktik treu auf der Schlussgeraden noch mindestens einen Gegnerin einzufangen.

So konnte sich der mitgereiste Troß der anderen Nordler bereits eingangs der achten Hürde relativ sicher sein, dass Wenke das Ding noch zu ihren Gunsten umbiegen würde und so kam es dann auch, vorne liefen die beiden Favoritinnen aus Bayern und im Spurt des Restfeldes um die Bronzemedaille hatte dann Wenke die Nase wieder vorn und das, obwohl sie als 89er Athletin ja noch dem jüngeren Jahrgang angehört. 

 

Ein wenig Pech aber dennoch ordentliche Platzierungen hatten dagegen die männlichen Springer. Nils Hermann (Jg. 86) lag zwischenzeitlich im Dreisprung der MJA mit 14,59m auf einem Bronzerang und wurde dann am Ende doch nur vierter.

Mit der Weite konnte er aber für sich als 15m-Springer auch nicht zufrieden sein. Eine Zerrung am Oberschenkelbeuger vom Saisonbeginn macht ihm immer noch zu schaffen, er hat zwar kaum noch Schmerzen, traut sich aber einfach noch nicht wieder voll anzulaufen und dann bei den Sprüngen auch voll draufzuhalten.

 

Auch im Weitsprung kam er als zwölfter mit 6,91m für ihn völlig unter Wert an diesem Wochenende noch nicht zurecht. In zwei Woche bei der Junioren-DM in Rostock sollte das dann schon wieder ganz anders aussehen.

 

Trainingspartner Semjon Pitschugin (Jg. 87) verkaufte sich mit 7,32m (+4,0m Wind) als Fünfter in der Weitsprungkonkurrenz ebenso unter Wert. Es gelang ihm leider nicht, seine allerbesten Sprünge auch gültig zu machen.

Was bei bis zu sieben Metern Rückenwind allerdings auch eine ziemlich schwierige Aufgabe war. So reichte es diesmal dann nicht für einen Medaillenplatz.

Wie Nils wird auch Semjon bei der Junioren DM in Rostock noch einmal seine Chance suchen.

 

Nicht ganz so gut lief es leider für die anderen Nordstarter. Bei der WJB scheiterte Sophie Drieux im Hammerwerfen an ihren eigenen Nerven und blieb mit 40,32m im Vorkampf hängen.

Auch Judith Scholl zeigte über die 100mHürden in 15,48s keinesfalls ihr wahres Können und blieb über eine Sekunde von ihrer Bestzeit entfernt.

Für beide entpuppte sich eventuell auch der späte Termin zum Ende der Schulferien als Problem, weshalb z. B. mit Anne Deglow auch eine Endkampfkandidatin leider ganz fehlte.

 

Auch Desiree Sehls hatte über die 100m Hürden der WJA kein Glück und konnte nicht in den Zwischenlauf einziehen, dafür verkaufte sie sich im Speerwerfen gut, verpasste aber den achten Platz dennoch ganz knapp.

 

Nele Lorenz und Stefan Lasota konnten ihrem Trainingskollegen Nico leider auch nicht nacheifern und belegten am Ende jeweils den zehnten Platz. Es wäre durchaus mehr möglich gewesen, aber bei dem starken Wind hatten die Stabis es auch besonders schwer, so sprang der Sieger der MJA mit 4,75m deutlich unter dem Sieger der MJB mit 5,05m!

 

Über 400m zeigte Myriam Raboldt bis 300m ein hervorragendes Rennen, dann machte sich doch bemerkbar, dass sie auf Grund einer muskulären Verhärtung zum Schluss nach der NDM leider keine schnellen Läufe mehr machen konnte, weshalb dann in der Staffel mit der Anfangsbesetzung Judith Scholl, Lisa Hinkelmann und Desiree Sehls vorsichtshalber auch Wenke Bruchmüller anstelle von Myri lief.

Nach ihrem Langhürdenerfolg fiel Wenke der Start nicht schwer nur bekam sie so am wenigsten von der DJM zu sehen, am ersten Tag schickte ich sie um 10.00 nach ihrem Vorlauf ins Hotel. Am zweiten Tag kam sie erst zum Endlauf gegen 16.40 aus dem Hotel und am dritten Tag musste sie nun wieder auf den Einlaufplatz und im Callroom-Zelt sitzen.

 

Eine professionelle Einstellung fordert vom Athleten halt auch Opfer. Die Staffel blieb dann mit 50,01s ersatzgeschwächt im Soll, die Wechsel waren vielleicht ein wenig zu sicher, aber bis zur DJMM ist ja noch Zeit zum Üben und generell gilt lieber sicher ankommen als schnell disqualifiziert zu werden.

 

Hier geht es zur Übersicht aller LG Nord-Leistungen

 

Medaillenspiegel LG NORD bei der DJM in Braunschweig 2005

GoldSilberBronze4. Platz5. Platz6. Platz7. Platz 8. Platz
Falko ZauberMeike KrögerWenke BruchmüllerNils Hermann Meike Kröger Johannes Riewe 
1500Hoch 400mHüDreisprungDreisprung1500m
MJAWJAWJBMJAWJAMJA
Merlin Rose Nico Dieckmann Semjon Pitschugin   
800 mStabhoch Weit
 MJAMJBMJA
15 Aktive / 5 Medaillen / 9 Endkampfplätze /  50 Länderkampfpunkte

 

Flashinterviews aus dem Newsticker auf leichtathletik.de

 

Merlin Rose (LG Nord Berlin) Sieger mJA 800m (1:51,99 min)

"Ich bin das Rennen vernünftig schnell angegangen in Richtung Position drei oder vier. Ich war ein wenig ängstlich, weil meine Vorlaufzeit die langsamste von allen Qualifizierten war. Ich konnte Anfang der Saison nicht richtig trainieren, weil ich eine Achillessehnenentzündung hatte. Somit haben mir die Grundlagen für viele Wettkämpfe gefehlt."

 

Falko Zauber (LG Nord Berlin) Sieger 1.500m mJA (3:52,48 min)

"Das Feld ist diesmal wieder wie in Kaunas sehr langsam gelaufen, deswegen hatte ich Angst, dass dort das selbe noch einmal passiert. Mein Teamkollege [Johannes Riewe] hat mich aber sehr gut unterstützt, indem er das Tempo teilweise vorgegeben und richtig Druck gemacht hat. Ich konnte dann hinter Christian Gehrke gut nach vorne 'schwimmen' und beim Schlussspurt habe ich mich sehr gut gefühlt und konnte noch einmal alle Kräfte mobilisieren."

 

DM-Gesamtbilanz

LG NORD erstmals gesamtbester Verein im BLV

 

Mit insgesamt 5 Medaillen bei 9 Endkampfplatzierungen und 50 Länderkampfpunkten war die LG NORD der mit großem Abstand erfolgreichste Verein der Berliner Leichtathletik-Verbandes in Braunschweig.

 

Insgesamt konnte der Berliner Verband dort lediglich 8 Medaillen erringen. Auch in der Gesamtwertung der Jugendmeisterschaften in Braunschweig und der Erwachsenenmeisterschaften in Wattenscheid gewann die LG NORD Berlin mit 75 Länderkampfpunkten deutlich die Vereinsrangwertung des Landesverbandes vor der LG Nike Berlin mit 55 Punkten und dem SCC mit 37 Punkten.

 

Dabei konnten wir uns gegenüber dem vergangenen Jahr sogar noch um 8 Punkte steigern und das, obwohl Athleten wie Marius Hanniske oder Benny Müske verletzungsbedingt in Wattenscheid passen mussten.

 

Die anderen Vereine mussten dagegen empfindliche Verluste hinnehmen, so dass das gesamte Berliner Abschneiden äußerst mager war.

Erstmals holte der BLV mit 119 Länderkampfpunkten bei der DM in Wattenscheid mehr Punkte als bei der DJM in Braunschweig mit 118 Länderkampfpunkten. Vor zwei Jahren waren es noch 218 Punkte gewesen – die Berliner Leichtathletik geht bei so dünner Nachwuchsdecke schweren Zeiten entgegen.