10./11.9.2011: 6/24 Stunden von Bernau

Traditionsgemäß findet immer im September in Bernau der 6 bzw. 24 Stundenlauf statt.

Auch Tradition ist, dass das LG Nord Ultra-Team dort zahlreich vertreten ist.

In diesem Jahr nahmen vom Ultra-Team teil:

über 6 Stunden: Daniela Dilling, Grit Seidel, Sascha Pantel und Michael Vanicek

über 24 Stunden: Silke Stutzke, Hajo Plam und Michael Frenz

 

Während Grit Seidel wegen einer leichten Erkältung den Lauf vernünftigerweise nach ca. 4 Stunden abbrach, zogen Daniela, Sascha und Michael durch. Daniela belegt mit 50,702 km einen beachtlichen 17. Platz und wurde 6. bei den Frauen.

 

Mit Michael und Sascha belegten wir einen beeindruckenden 1. und 2. Gesamtplatz.

 

Sacha lief 70,849 km (Platz 2) und Michael hat mit 77,689 km sogar einen neuen Streckenrekord aufgestellt, den vorher sein Freund und Teamkollege Jan Prochaska gehalten hat.

Bei den 24 Stunden muste Michael Frenz leider nach 50 Runden bzw. 80,778 km aufgeben. Er hatte sich noch nicht von seinen starken Laufbelastungen der letzten Wochen erholt.

Bei den Frauen erwischte Silke Stutzke einen schweren Tag. Magenprobleme über viele Stunden sorgten dafür, dass sie nicht viel Spaß am Laufen hatte. Professionell versorgt wurde Silke durch Grit, die ja schon 4 Stunden in den Beinen hatte.

Trotz der Schmerzen biss Silke sich durch und belegte nach den 24 Stunden und 173,181 km Platz 1 bei den Frauen und Platz 6 in der Gesamtwertung. Respekt!

 

Hajo Palm, der in diesem Jahr von einer Höchst- bzw. Bestleistung zur nächsten läuft, hat "seine" Wärme genossen und erreichte mit super 182,514 km Platz 4 in der Gesamtwertung.

 

Aber es waren noch mehr Mitglieder des LG Nord-Ultrateams vor Ort:

Jörg Stutzke lief in der 10er-Staffel der Bernauer Lauffreunde mit und Lauflegende Ecky Broy moderierte die 24 Stunden am Mikrofon.

 

Allen Genannten herzlichen Glückwunsch zu ihren beachtlichen Leistungen.

 

Hier seht ihr die Ergebnislisten

 

Und hier sind Fotos vom 24 Stundenlauf

 

LR

Persönlicher Bericht von Silke Stutzke

24 Stunden von Bernau – Triumph und Leiden

 

 

In der Chronik des 24 Stundenlaufs von Bernau stehe ich nun mit 3 Siegen. Das macht mich stolz und glücklich. Schließlich fing hier mal alles an – das Ultralaufen - 2005, damals aber noch über 6 Stunden.

Ich möchte vorweg sagen, dass ich mir eigentlich mehr an Kilometern vorgenommen hatte, zwischendurch mit mir haderte, am Ende aber mit dem Erreichten sehr zufrieden war. Die Summe eines 24 Stundenlaufs ist immer ein Zusammenspiel so vieler Faktoren.

Die Vorbereitung war gut verlaufen, ich fühlte mich ausgeruht und frisch, hatte einen Rundenplan von meiner Freundin Grit und die Gewissheit dass sie mich nach ihrem 6 Stundenlauf liebevollst und professionell betreuen würde. Wir waren wie in jedem Jahr sehr zeitig im Stadtpark. Denn es stand ja zunächst der Stadtmauerlauf an, immerhin auch 5 Runden auf diesem hakeligen, anstrengenden Kurs und hier lief Jacob mit. Ich freute mich sehr über seine Laufzeit 34:31 min für 8,2 km, das ist gut. Jörg hatte den Stadtmauerlauf kommentiert und war danach in der 10er Staffel der Bernauer Lauffreunde im Einsatz. Eine 10er Staffel ist ziemlich anstrengend. Immerhin läuft man da auch über 30 km insgesamt aber man hat eben immer wieder etwa 1 Stunde Pause, wo man ja auch nicht wirklich ausruhen kann. Ich habe das 2004 mal mitgemacht und weiß, wie sich das anfühlt. Es waren in diesem Jahr sehr viele Staffeln am Start, zunächst hatte ich darüber etwas Sorge, ich mag zwar den Trubel aber zuviel kann dann eben auch schnell zuviel sein. Es ging aber alles. Offenbar hatten sich wirklich faire, nette, freundliche, begeisterte Menschen zusammengefunden denn ich hatte keinerlei negative Begegnungen. Überall nur Freude und freundliche Gesichter. Das ist für einen selbst schon auch sehr wichtig, das überträgt sich irgendwie sofort.

Ich bemühte mich von Anfang an sehr darum, das vorgegebene Tempo von Grit zu laufen. Ein ganz klein wenig waren die ersten Runden zu flott aber das konnte man vernachlässigen, im Großen und Ganzen passte es gut. Ich trank unterwegs und begann schon nach einer Stunde Weissbrot zu essen, so wie Grit gesagt hatte. Bis zum Abend lagen wir gut im Plan. Grit begann dann schon früher mit der Betreuung denn eine Erkältung gebot ihr Einhalt und sie brach ihren Lauf schon nach 4 Stunden ab. Für mich war das gut, denn nun passte sie wirklich gut auf mich auf. Denn leider, leider …. Es begannen wieder schlimme Magenprobleme. Erst nur Unwohlsein. Also ab und zu ein Stück gehen. Dann lieber ein Maloxan-Gel versuchen, schade scheint diesmal auch nicht wirklich zu helfen. Alles, alles kam wieder retoure. Aber Grit meinte, wir würden das in Griff bekommen. Wir haben es zwar nicht wirklich in Griff bekommen aber wir sind ganz gut damit umgegangen. Wir gingen dazu über nur noch Tee in Betracht zu ziehen. Warmer Kamillentee beruhigt ja etwas. Von vielen Seiten bekam ich aufmunternde Worte, auch das das war immer wieder Motivation durchzuhalten. Als die ersten 100 km im Sack waren, da hatte ich mir eine kurze Pause verdient, zumal es jetzt doch heftig wurde. Auch grübelte ich zu dem Zeitpunkt etwas wehmütig darüber nach, dass ich dem Zeitplan um etwa 1 Stunde hinterherging und ihn damit natürlich abschreiben konnte. Ja – soviel hatte ich verloren durch das ständige Übergeben und Ausruhen danach. Hanka bot mir dann noch ein anderes Magengel an, das half ein klein wenig länger. Hanka hat übrigens eine sehr professionelle und liebevoll Einzelläuferversorgung mit einem tollen Team organisiert.

Plötzlich störten auch die Kontaktlinsen, zum Glück Tageslinsen, die pulte ich mir einfach selbst an der Strecke aus den Augen. Komischerweise hatte ich das Gefühl, ich hätte nur eine rausbekommen und so fragte ich nach einer Optikerin, die mal nachschauen konnte. Witzigerweise war genau meine Optikerin aus Bernau anwesend und schaute nach – alles ok, alles raus. In der Nacht ging das auch so, nur am Morgen griff ich lieber zur Brille, wenn man klarer sieht ist das doch schöner. Ich wechselte zu einem langen Shirt, denn ein wenig fror ich. Dabei war die Nacht erstaunlich warm und mir war in dem Shirt auch irgendwie zu warm, die Körpertemperatur erhöht sich ja durch die Belastung auch. Ich behielt es dennoch erstmal an, erschien mir klug. Gegen 2 Uhr bekam ich heftige Kreislaufprobleme und bat Grit, mich doch eine Viertelstunde schlafen zu lassen. Ich legte mich ins Zelt und versuchte zu entspannen. Das ging sogar. Ich kroch noch vor Ablauf der 15 Minuten ganz freiwillig wieder heraus und machte mich langsam wieder auf die Strecke. Das hatte mir gut getan, es war jetzt etwas besser. Und immer wieder, jede Runde, bot mir Grit einen Schluck zu trinken an. Jede dritte Runde etwa ein kleines Stück Brot. Ich bekam es kaum hinunter und ohne Grit hätte ich es nicht mal versucht. Ich höre dann lieber auf zu essen und trinke auch sonst viel zu wenig. Es passierte noch ein paar Mal, dass kurz nachdem ich getrunken hatte, alles wieder herauskam. Aber Grit ließ in ihren  Bemühungen nicht nach und so konnte trotzdem keine Dehydrierung passieren. Irgendwann am 2. Tag als es auch noch so heiß wurde, stiegen wir auf Cola um. Die ging ganz gut. Leider vertrug ich keines der Energie gebenden Gels und dergleichen mehr. So wurde ich auch ziemlich kraftlos und die Schritte fielen unendlich schwer. Ich merkte aber dass der Kreislauf wollte, dass ich immer wieder anlief. Inzwischen taten mir die Beine sehr weh aber der Körper wollte lieber laufen als gehen. So ging ich nur die Steigungen hoch und lief sonst immer wieder an. Ein gutes dabei ist, dass das auch am Folgetag immer zu merken ist, wenn man zuviel gegangen ist, tut es mehr weh. So tut natürlich auch alles weh aber eben nicht ganz so doll.

Zurück zum Lauf. Irgendwann hatte ich mehr als 10 km Vorsprung auf Sybille die an zweiter Stelle lag. Da wusste ich schon dass ich gewinnen würde wenn ich nur auf der Strecke bleibe. Aber ich wollte schon auch mit einem guten Ergebnis gewinnen und sagte zu Grit: „Unter 170 darf das nicht werden, dann hätte ich es nicht verdient zu gewinnen“. Grit ist nicht nur eine tolle Betreuerin sondern eben auch sehr professionell und bestätigte mir dies sofort. Für mich ist so etwas besser als wenn jemand sagt – ach macht doch nichts … kann auch weniger sein. Ein klein wenig ins Grübeln kam ich als ich von Jörg aufschnappte dass es für ihn nicht schön sei, mich so leiden zu sehen und er mich auch lieben würde wenn ich nicht gewinne. Das ist mir zwar klar – aber ich glaube und hoffe er versteht mich trotzdem ein wenig. So ging es also Stunde für Stunde – inzwischen in der Hitze und in der prallen Sonne. Das war der Körper nicht gewohnt, entsprechend reagierte er. Schon gestern in der schwülen Luft war es hart, da war es aber wenigstens bewölkt. Heute ist es so schön kühl, das hätte mir gestern besser gefallen. Aber das Wetter ist ja für alle gleich, unter der Hitze litten alle. Nach 170 km hätte ich mich am liebsten hingesetzt aber eigentlich ist das doch nicht meine Art und so schleppte ich mich doch noch ein wenig über die Strecke. Jetzt aber schon sehr mühsam. Auf die letzte halbe Runde kam Grit dann mit und trug mir einen Stuhl und eine Wasserflasche bis in die Kühle der Stadtmauer. Wir hatten 172,8 beim Durchlauf der Zeitnahme und bemühten uns nun um eine runde Zahl. Als wir der Meinung waren dass diese erreicht sei, setzte ich mich hin und freute mich nun doch. 173,1 km muss man erstmal laufen. Das ist immer komisch beim 24h Lauf – man nimmt sich etwas vor, mal klappt das und mal nicht – zwischendurch hadert man dann und am Ende ist man doch froh und stolz. So geht es mir jedenfalls eigentlich immer.

Nun kam noch soviel Schönes und da ist es immer schade, dass man so müde und wenig aufnahmefähig ist. Schon unterwegs hatte ich so schöne Erlebnisse wie beispielsweise eine Laola-Welle der Bernauer Trainings-Kids. Nun gab es Rosen von Marlies und Norbert Jost, dazu hatte Marlies noch Kuchen gebacken. Sie kam dann auch mit zum Duschen, ich hatte etwas Bange allein. Anke holte mir ein Eis, es gab eine schöne Siegerehrung.

Kurz vor Schluss hatte ich zu Grit gesagt – also in Bernau auf dieser schweren Strecke hier, da lauf ich keine 24 Stunden mehr. Das sehe ich heute nun doch schon wieder etwas anders und ein Jahr bis dahin ist ja lang. Der Angriff auf die P-Kader Norm ist auch keineswegs abgehakt – 2012 folgt der neue Versuch, ich denke ich weiß auch schon wo. Jedenfalls auf einer Strecke die es nicht so in sich hat. Das schwere an Bernau sind ja nicht nur die Anstiege, das schwere ist die Summe der vielen Dinge. Eigentlich ist es wirklich schön, so an der Stadtmauer entlang, um den Teich herum, dann durch das Zeltlager. Aber es ist eben auch hakelig, man muss unentwegt aufpassen und kann nicht so vor sich hinlaufen. Das ist hier völlig unmöglich. Und so sind halt auch 24 Stunden volle Konzentration angesagt und das muss man erstmal bewältigen. Die steile Holzrampe hinunter geht in die Knie und die Oberschenkel und das muss man immer wieder aushalten.

Die Waage zeigt heute morgen 55 kg an bei 1,70m. Da steht jetzt erstmal futtern im Trainingsplan. Auch nicht schlecht.

Ich hoffe, ich habe Euch nun ein klein wenig in meine 24h-Laufseele schauen lassen. Ich habe mich an der Strecke über jedes aufmunternde Wort gefreut, über Eckys viele lieben Worte – über Steffens anerkennendes Nicken. Alles davon habe ich registriert – alles tat mir gut. Manch einer wird vielleicht denken, nun hat sie beim 24 Stundenlauf so oft Magenprobleme, warum macht sie es dann immer wieder. Manchmal frage ich mich das auch aber ich habe ja auch immer die Hoffnung dieses Problem doch mal in den Griff zu bekommen und es ist ja auch nicht immer gleich schlimm. Davon abgesehen sind Magenprobleme aber auch ein häufiger Begleiter bei vielen anderen Ultraläufern. Es ist eben doch ein Extremsport obwohl ich diesen Begriff auch nicht wirklich mag – man sollte es aber wohl so sehen. Und es ist eben mein Sport, den ich trotz allem liebe. Besonders gefreut hab ich mich auch, dass mir sogar Sabrina Mockenhaupt gratuliert hat. Toll, nicht wahr?

Für dieses Jahr ist die Saison beendet, eine ausführliche Regeneration für einen Monat wird erfolgen und das Trainingslager im Oktober kann dann schon ein wenig für den Saisonaufbau 2012 genutzt werden. Aber ganz behutsam. Vielleicht noch ein kleiner Marathon im Herbst – aber nur zum Spaß. Und ich laufe weiter täglich – ich bin immer noch überzeugt davon, dass mir das gut tut. Schwer sind solche Dinge wie auf einer so schweren Runde wie in Bernau dann nach Mitternacht etwa 2 km ohne Gehpause durchzulaufen inklusive der Anstiege, wie es halt die Regeln vorschreiben. Und auch die 4 km von heute die echt hart waren. Immerhin nah am 6er Schnitt.