26./27.07.2014 Deutsche Meisterschaften in Ulm

Carsten Schlangen mit Bronze bei der DM in Ulm, Jugendstaffel wird überraschend Vierter

Nach der erfolgreichen Deutschen Meisterschaft im letzten Jahr wurden die Wettkämpfe vom DLV auch 2014 wieder nach Ulm vergeben. Die Bahn ist gut und schnell und die Publikumsresonanz lässt nichts zu wünschen übrig.

Für das DM-Team war der Auftakt durchaus vielversprechend. Carsten Schlangen, sechsfacher Deutscher Meister über die 1.500m, hatte wenige Probleme sich für den Endlauf am Sonntag zu qualifizieren. Nach einem verbummelten Rennen setzte sich Meisterschaftsfavorit Tesfaye Homiyu (LG Eintracht Frankfurt) rund 700 Meter vor dem Ziel mit einer deutlichen  Tempoverschärfung an die Spitze des Feldes, konsequent gefolgt von Carsten, der sich damit den 2. Platz in 3:53.60min sicherte.

Ebenso sicher lief Catarina Granz im ersten Vorlauf über 1.500 Meter auf  Position vier mit 4:22,82min und damit in den Endlauf am folgenden Tag. Sie zeigte eine stabile Laufleistung über die gesamte Distanz, einschließlich der Schlussrunde.

Nun waren die Youngster über 400m Hürden mit Marcel Matthäs und Marc Koch über 400m mit Ihren Vorläufen an der Reihe.

Marcel Matthäs, Bronzemedaillengewinner der letztjährigen Deutschen Jugendmeisterschaften hatte in seiner ersten Saison in der Männerklasse mit 51.96s über die 400m Hürden bereits eine glänzende persönliche Bestzeit vorgelegt. Zielsetzung von Marcel beim DM-Vorlauf war sicher das Erreichen des Finales, wenn er eine vergleichbare Zeit um seine Bestleistung laufen würde. Aber es lief nicht „rund“, denn ab der vierten Hürde waren Rhythmusprobleme zu erkennen, die einfach „Tempo“ kosteten. In seinem Vorlauf kam Marcel als Fünfter mit 52,71 sec. ins Ziel und scheiterte mit der 9. schnellsten Vorlaufzeit am Finale; der Finaleinzug hatte aber eine Zeit unter 51,84 sec. erfordert …   

Ähnlich ging es auch Marc Koch bei seinem Vorlaufstart über 400m. Der Deutsche Jugendmeister des Vorjahres kam nicht optimal in seinen Lauf, obwohl er die beste Reaktionszeit beim Start seines Vorlaufes hatte. Gerade weil Marc um eine gute Zeit kämpfte, wirkte er nicht so locker, wie es für eine neue persönliche Bestzeit notwendig wäre. Die 48,01 s als Siebenter seines Vorlaufes bedeuten für ihn zwar eine neue Saisonbestleistung, aber sicher nicht die Erfüllung seiner leistungssportlichen Zielsetzung für 2014.

Für unsere beiden erfolgreichen Jugendstarter gilt, genauso wie für Jossie Graumann als DJM-Bronzemedaillengewinnerin im Hochsprung,  dass der Anschlussbereich nach der U20 bis zur Deutschen Spitze bei den Männern und Frauen ein sehr schwieriger Weg ist, der Fleiß, hartes Training und positive Einstellung zu Training und Wettkampf erfordert, aber auch sehr viel Geduld mit sich selbst und Vertrauen in die Arbeit der Trainer. Die Unterstützung des Vereins und des „sozialen Umfelds“ ist in dieser Phase des Anschlussbereichs  den Athletinnen und Athleten sicher.

Im Hochsprung war Jossie Graumann sicher auch mit anderen Erwartungen in den Wettkampf gegangen. Die Anfangshöhe mit 1,70 m übersprang sie erst im 2. Versuch; bei 1,75 m war dann leider bereits ihr Wettkampf  mit drei Fehlversuchen beendet. Da aber das Teilnehmerfeld gerade im Hochsprung der Frauen wieder „sehr begrenzt“  gewesen ist, blieb Ihr, trotz der nicht optimalen Leistung, noch der der 7. Rang.  

Der Weitsprung in Ulm schrieb seine eigene Geschichte. Der Unterschenkel amputierte Markus Rehm (Bayer Leverkusen) besiegte mit seiner Prothese den diesjährigen Saisonbesten Christian Reif (LC Rehlingen) mit 8,24m zu 8,20m und verbesserte dabei seinen eigenen Behinderten-Weltrekord um 28cm. Er wird vom DLV auch zu den Europameisterschaften im August in Zürich gemeldet.

Für Stephan Hartmann, dem diesjährigen Deutschen Meister in der U23, begann der Wettkampf  eher schleppend. In seinem ersten Versuch landete er bei 7,44m und im dritten bei 7,53m. Er rettete sich damit als Achter des Vorkampfes noch ins Finale. Nach zwei ungültigen Sprüngen, die sicher weiter, aber auch ungültig waren, reichten die 7,54m im letzten Sprung „nur“ zum 8. Platz.

Der zweite Wettkampftag begann für die LG NORD-Athleten mit dem Endlauf in der 3x1000m Staffel der männlichen U20. Die drei jungen Athleten Tim Edzards, Thilo Brill und Lando Dieke hatten sich am Samstag mit einer Vorlaufzeit von 7:38,03min sicher für das Finale am folgenden Tag qualifiziert.
Überraschend war, dass sie im Endlauf mit der fast identischen Zeit des Vorlaufes, nun aber mit 7:34,47min einen sehr guten 4. Platz errangen wobei Thilo Brill seine 1.000m sogar unter 2:30 min absolvierte. 

Die Medaillenhoffnungen von Raúl Spank im Hochsprung gingen leider nicht in Erfüllung. Seine Anfangshöhe mit 2,09m übersprang Raúl sicher, für die nächste Sprunghöhe von 2,13m benötigte er bereits einen zweiten Versuch. Bei 2,17m war der dritte Versuch extrem knapp und die Latte fiel bei einer leichten Berührung. Bei seinem erst zweiten Wettkampf in dieser Freiluftsaison blieb nur der undankbare 4. Platz. Die vielen kleinen Verletzungen und gesundheitlichen Probleme in der Vorbereitung auf die Wettkampfsaison haben ihre Spuren hinterlassen.

Im Endlauf der Frauen über 1.500m lief Catarina Granz in einem eher verbummelten Rennen bis zur letzten Runde im Pulk der Spitzengruppe. Als es aber in die letzten 400m ging, war „ihr Pulver verschossen“ und sie konnte den Spurts der Konkurrentinnen nichts mehr entgegen setzen. Somit blieb ihr in 4:28,72min nur ein 10. Platz im Finale der besten zwölf.

Ein erfreuliches Ergebnis sicherte der LG NORD Berlin „Altmeister“ Carsten Schlangen im anschließenden Finale über 1.500m. Nach seinem Titelgewinn im letzten Jahr an gleicher Stelle war die Wettkampfvorbereitung für das diesjährige Saison-Highlight gesundheitsbedingt eher schwierig und damit nicht optimal. Umso größer war seine Freude, als er in einem reinen Spurtrennen auf der letzten Stadionrunde als Dritter und Bronzemedaillengewinner über die Ziellinie lief. Sein schärfster Kontrahent, Tesfaye Homiyu, im Jahr 2013 bereits WM-Fünfter, kam zwar vor Carsten auf den zweiten Platz, wurde aber auf der letzten Gerade von Timo Benitz (LG Nordschwarzwald) als Sieger am Titelgewinn gehindert. Die Zeit mit 3:57,98min  hat für Schlangen nur statistischen Wert, umso mehr die Bronzemedaille in seinem wohl letzten Meisterschaftsrennen, nachdem er in den Jahren zwischen 2006 und 2013 bereits sechs Titel für die LG NORD nach Berlin holen konnte.

In der Zusammenschau dieser Meisterschaften lässt sich festhalten, dass viele jungen Athleten der LG NORD den Anschluss an die Spitze der Deutschen Leichtathletik suchen, die im letzten Jahr noch der Jugendklasse angehört haben. Sie haben Enttäuschungen erlebt, aber auch Erfahrungen gesammelt, die für ihren weiteren Weg im Spitzensport wichtig sind. Sie sollten diesen Weg konsequent weiter verfolgen und etwas Geduld mit sich und ihren Leistungen haben. Die TOP-Athleten der deutschen Leichtathletik haben in der Regel immer viel Zeit gebraucht, um sich an der Spitze zu etablieren, hierbei soll Ihnen Carsten Schlangen ein Vorbild sein.  

beku