Carsten Schlangen verpasst das WM-Finale

Fehlendes Losglück hatte Carsten Schlangen leider den ersten der beiden Halbfinalläufe am Freitag, den 16.8 im Moskauer Lushniki-Stadion zugeteilt. Der Lauf entwickelte sich erwartungsgemäß sehr langsam, das Feld hockte dicht aufeinander und mittendrin fand Carsten leider nie so recht eine günstige Ausgangsposition. In der letzten Runde musste der Athlet der LG Nord Berlin das Feld von hinten aufrollen. Aber freilaufen konnte er sich erst auf den letzten 150m Metern, so lange liefen ihm immer andere Läufer vor der Nase herum und versperrten den direkten Weg. Es reichte noch, um als Zehnter (3:44,44 min) durchs Ziel zu laufen, aber nicht mehr für einen Platz unter den ersten Fünf, der fürs Finale nötig gewesen wäre.
Nach seinem Vorlauf am Mittwoch hatte Carsten Schlangen leichte Magen-Darm-Probleme, die einen Großteil der Mannschaft vor Ort angegriffen haben. Als Entschuldigung für das verpasste Finale wollte der Vize-Europameister von 2010 in Barcelona (Spanien) das aber nicht gelten lassen. Der zweite deutsche Läufer Homiyu Tesfaye aus Frankfurt hatte im zweiten Vorlauf mehr Glück. Dort ging von Anfang an die Post ab, so dass er als sechster seines Vorlaufes über die Zeit sicher ins Finale laufen konnte.

Durch das Stadion "Lushnicki" schwappte an diesem Abend erstmals auch eine Laola-Welle. Schon die ganze Woche über fällt besonders eine schätzungsweise zweihundertköpfige Fangruppe aus der Ukraine auf, die sich an zwei Stellen im Stadion dauerhaft positioniert hat. In den oberen Reihen tragen alle blaue T-Shirts, in den unteren gelbe. So bildet die Gruppe an zwei Stellen auf den Rängen eine ukrainische Flagge im Stadion. Natürlich jubeln die Fans besonders für ihre Landsleute. Ansonsten ist der Zuschauerbesuch in Moskau einer WM aber unwürdig und die Stimmung nicht mit den Olympischen Spielen 2012 in London oder der WM in Berlin 2009 zu vergleichen. Auf vielen Rängen herrscht gähnende Leere und die meisten Zuschauer interessieren sich nur für die russischen Athleten. Ein weiteres Problem ist, dass die meisten Kampfrichter kein Wort Englisch sprechen und so immer noch ein Volunteer als Übersetzer mitlaufen muss.

Carsten Schlangen (LG Nord Berlin) auf leichtathletik.de:

Ich bin wirklich enttäuscht! Ich dachte, dass es hier endlich mal läuft, ich habe für die WM sehr viel riskiert und sehr viel investiert. Das Rennen hat sich langsam entwickelt, es war klar, dass der Endspurt hart wird. Ich hatte immer eine bescheidene Situation im Feld, habe nicht aktiv genug um eine Außenposition gekämpft. Hinten raus war der Sprint eine Nummer zu viel für mich. Ich hatte direkt nach dem Vorlauf Magen-Darm-Probleme, ich will es nicht darauf schieben, aber so richtig gesund bin ich erst wieder seit heute, und habe mich nicht topfit gefühlt. Während des Rennens hatte ich keine Zweifel, dass ich es schaffen kann, ich hatte ja auch auf den Endspurt trainiert. Aber nach dem Infekt fehlte auch ein wenig die mentale Stärke. In so einem Top-Feld wird man dann gefressen.